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WOHER WIR KOMMEN. EINE KURZE CHRONOLOGIE


Content:

Woher wir kommen. Eine kurze Chronologie
1892
1910
1917
1919
1920
1921
1923
1926
1930–1940
1943–1952
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Woher wir kommen. Eine kurze Chronologie

Der Leser, der an irgendeinem Kiosk oder in einem Buchladen »Il Programma Comunista« entdeckt hat, oder während irgendeiner Demonstration oder bei einem Zeitungsverkäufer, der fragt sich vielleicht, ob es sich bei uns um eine der zahlreichen Grüppchen handelt, die in den '68ern und seither entstanden sind und in den folgenden Jahren mehrmals eingegangen, wiederauferstanden und verändert wurden.

Da müssen wir den Leser enttäuschen. Mit der '68er-Bewegung haben wir rein gar nichts zu tun. Unsere Geschichte ist sehr viel länger, verwickelter und rühmlicher, »genetisch« verschieden von den infantilen Reaktionen auf den Stalinismus, die da »Extremismus«, »Spontaneismus«, »Mouvementismus«, »Operaismus« usw. heissen und welche in Wirklichkeit aus ihm selbst entspringen.

Belegen wir dies also, für die, die sich uns das erste mal annähern, anhand einer kurzen Darstellung des Verlaufs unserer Geschichte.

1892 – Die Sozialistische Partei Italiens entsteht. Als Ergebnis des Zusammenkommens verschiedener Richtungen, die nicht alle klar revolutionär und internationalistisch waren, wird die PSI von Reformisten geführt (die, im Vergleich mit jenen, die ihnen besonders nach dem Zweiten Weltkrieg bei der sogenannten »Linken« folgten, wenigstens Würde bewiesen). Die Jahre am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sind eine Zeit grosser Arbeiterkämpfe, ob in Italien, dem übrigen Europa und in Amerika, und die reformistische Führung der PSI und der grossen Gewerkschaftszentralen stellten sich oft der Kampfbereitschaft der Massen entgegen.

1910 – Auf dem Mailänder Kongress der PSI taucht eine Linke auf, die zum Kampf gegen die reformistische Führung der Partei und der Gewerkschaften entschlossen ist, inmitten der Arbeiterkämpfe, in denen sie schon länger die Avantgarde darstellt. Die Linke verkündet sofort und handelnd ihren Internationalismus und kämpft mit aller Kraft gegen den Krieg in Libyen (1911). Beim Kongress von Reggio Emilia (1912) organisiert sie sich zur »Unnachgiebigen Revolutionären Fraktion« (Frazione Intransigente Rivoluzionaria). Kennzeichnend für diese Jahre ist auch ihr Kampf im Innern der Sozialistischen Jugend (Frazione Giovanile Socialista) gegen diejenigen Positionen, die aus dieser einen reinen kulturellen Organismus machen wollten. Für die Linke hingegen sollte die Jugendorganisation (wie auch die gesamte Partei) eine Kampforganisation sein: der Hauch der Revolution sollte die einzelnen jungen Kämpfer aus dem gesamten Leben der Partei überkommen und nicht aus einem seichten »Parteischülchen«. Eine entscheidende Rolle innerhalb der Unnachgiebigen Revolutionären Fraktion entwickelte sich nunmehr, in Neapel, von Amadeo Bordiga (1890–1970) und dem »Revolutionären Sozialistischen Zirkel ›Karl Marx‹«, einem tatsächlichen Bezugspunkt der gesamten Linken der PSI.

1914 – Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs verkündete die Linke der PSI die Notwendigkeit des »revolutionären Defätismus«, in voller Übereinstimmung mit den leninschen Thesen, die zu diesem Zeitpunkt in Italien praktisch unbekannt waren. Angesichts des Umfallens aller europäischen sozialistischen Parteien (die die Kriegsbemühungen ihrer jeweiligen Bourgeoisien unterstützten und für die Kriegskredite stimmten), und trotz der Bemühungen der Linken, nahm die PSI zu der zweideutigen Formel »weder Unterstützung noch Behinderung« Zuflucht. Die »Interventionisten« [Kriegsbefürworter], mit Mussolini an der Spitze, verliessen die Partei.

1917 – Mit dem Beginn der Oktoberrevolution stellte sich die Linke ohne Zögern auf die Seite Lenins und Trotzkis und begrüsste das Ereignis als die Eröffnung einer internationalen revolutionären Phase: »Der Bolschewismus, ein Gewächs jedweden Klimas« lautete der Titel eines Artikels Bordigas, der die Revolution aufs heisseste willkommen hiess. Gramsci und Togliatti, die die Turiner Gruppe um die Zeitung »L’Ordine Nuovo« (mit grossem idealistischen und also nicht-marxistischem Einfluss) repräsentierten, waren dagegen verwirrt und zweideutig: im Artikel »Die Revolution gegen das Kapital« vertritt Gramsci zum Beispiel, dass die Oktoberrevolution ihrer marxistische Perspektive abschwört! In Italien ist die Linke die einzige Formation innerhalb der PSI die über ein landesweit organisiertes Netz verfügte: auf ihre Initiative hin folgte die Einberufung der Versammlung von Florenz 1917, bei der die völlige Unnachgiebigkeit der Partei in ihrer Opposition gegen den Krieg betont wurde. Anfang 1918, während die sozialen Spannungen vor allem auf dem Lande wuchsen, sich die Streiks vervielfältigten und das Missfallen an den Auswirkungen des Krieges stieg, kämpfte die Linke (die seit Dezember über ein eigenes zentrales Presseorgan, »Il Soviet«, verfügte) darum, dass die PSI rückhaltslos das revolutionäre Russland unterstützte und offen die internationale Bedeutung der leninistischen Strategie anerkannte.

1919 – ist das entscheidende Jahr in ganz Europa: es ist das Jahr der grossen Streiks in Italien und der revolutionären Versuche in Deutschland und Ungarn, das Jahr, in dem Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet wurden, in dem die Dritte Internationale als revolutionäre Weltpartei gegründet wurde. In Italien begann die scharfe Auseinandersetzung zwischen der Linken (die auf die Bildung einer authentischen kommunistischen Partei drängte, um die Erfahrung der russischen Revolution auf den vorgeschrittenen Westen anzuwenden, und die den Charakter des sozialen und politischen Bruchs der Räte als Organ der Doppelmacht in einem revolutionären Prozess betont) und »L’Ordine Nuovo« (der vorgab, in den Fabrikräten ein Äquivalent zu den Räten gefunden zu haben und ihnen – lokalen, völlig in die soziale und politische kapitalistische Organisation eingebundenen Organismen – ein Zeugnis über die »Vorwegnahme der künftigen Gesellschaft« ausstellte). Noch 1919, vor allem aufgrund der theoretischen und praktischen Arbeit der Linken, bildet sich im Innern der PSI die »Abstentionistische Kommunistische Fraktion« (Frazione Comunista Astensionista), der Kern der künftigen Kommunistischen Partei Italiens (KPI). Ein sie kennzeichnendes Element ist die Behauptung, dass in den alten demokratischen Ländern (Mittel- und Westeuropa und die Vereinigten Staaten) das Parlament weder der Ort ist, an dem die wirklichen politisch-ökonomischen Entscheidungen gefällt werden (wie es die Klassiker des Marxismus gelehrt haben), noch eine nützliche Tribüne darstellt um die Stimme des Kommunismus zu Gehör zu bringen: es ist mit der Zeit zu einem Instrument geworden, die revolutionären Energien in die Irre zu führen und zu zerstreuen. Nicht nur der Parlamentarismus wurde bekämpft, sondern auch die Beteiligung an Wahlen untersagt, um die Opposition gegen die Wahlen und gegen den auch rein demokratischen bürgerlichen Staat grösstmöglichste Bedeutung zu geben. Ein anderes charakteristisches Element der Strategie der Linken ist die Konzeption der »Einheitsfront von unten«: nicht also die zweideutige und konfuse Annäherung von Parteien oder Organisationen mit verschiedensten politischen Programmen, sondern den Zusammenschluss der Arbeiter in einer gemeinsamen Kampffront, unabhängig von ihren politischen und religiösen Überzeugungen, entlang konkreter und objektiver Ziele in der Verteidigung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen.

1920 – Auf dem Zweiten Kongress der Dritten Internationale ist die Anwesenheit der Linken von fundamentaler Wichtigkeit. Ihr Beitrag ist entscheidend dafür, die »Beitrittsbedingungen« zur Internationale selbst strenger zu gestalten, um zu verhindern, dass Gruppen und Parteien dem Wort nach und aufgrund der Welle der noch entschlossenen Kämpfe der Internationale beitreten, ihr revolutionäres Programm und die Disziplin so anerkennen, aber dann die Umsetzung und Anwendung verhindern (vor allem, wenn sich die revolutionäre Welle abkühlt). Die Linke ist diejenige europäische kommunistische Formation, die sich mit grösster Klarheit um eine internationalistische Perspektive schart, die Internationale als die wirkliche, authentische Weltpartei begreift und nicht als eine formelle, arithmetische Summe von nationalen Parteien, die sich vorbehalten, ihre eigenen Wege zu gehen. In der Internationalen verwandte sich die Linke (die in Italien auf die Bildung einer wirklichen Kommunistischen Partei hinarbeitete) für eine vollständige Bestätigung des Marxismus, für eine internationalistische programmatische, strategische und taktische Perspektive, die die Proletarier des vorgeschrittenen Westens mit den Völkern des Ostens verbindet, für die Notwendigkeit der revolutionären Partei, für den gewaltsamen Bruch mit der bürgerlichen Ordnung, für die Errichtung einer proletarischen Diktatur als Übergangsbrücke zu einer klassenlosen Gesellschaft und für eine interne Disziplin innerhalb der internationalen wie nationalen Organisationen, die sich nicht auf hohles Kadavergehorsam stützt, sondern auf die völlige Anerkennung und das volle Verständnis des revolutionären Programms seitens aller Parteimitglieder.

1921 – Auf dem Kongress von Livorno der PSI brach die Kommunistische Linke mit der alten reformistischen Partei und gründete die Kommunistische Partei Italiens, Sektion der Kommunistischen Internationale. Trotz der gegenteiligen Behauptungen der stalinistischen Geschichtsschreibung oblag die Führungsrolle gänzlich bei der Linken und Bordiga: Gramsci, Togliatti & Co. sind in dieser Phase völlig an ihr ausgerichtet. Für zwei Jahre, in denen in Westeuropa versucht wird, den Weg der Revolution frei zu machen und der Sowjetunion somit die entscheidende Hilfe zu geben, stellt die von der Linken geführte KPI den vorgeschrittensten Punkt des Bolschewismus, »Gewächs jedweden Klimas«, dar. Auf gewerkschaftlicher Ebene arbeitete man daran, eine wirkliche Kampfeinheit (keine Parteieneinheitsfront) unter den Arbeitermassen herzustellen, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung; man führte einen tapferen Kampf gegen den sozialdemokratischen Reformismus, der die Arbeiter mit pazifistischen und gesetzestreuen Illusionen hinters Licht führte; man kämpfte freimütig gegen den Faschismus, der nicht als eine feudalistische Reaktion aufgefasst wurde (wie ihn in der Folge der Stalinismus theoretisierte!), sondern als politischer Ausdruck des Grosskapitals, um einer weltweiten Wirtschaftskrise und einer kämpferischen Arbeiterschaft entgegenzutreten; ein eigener militärischer Apparat wurde aufgebaut zur Verteidigung gegen die Reaktion, und vermied damit gleichermassen eine Vermischung mit zweifelhaften und zweideutigen Gruppierungen wie den »Arditi del Popolo«; in allen taktischen und strategischen Fragen, die sich im Verlauf des zunehmenden Rückflusses der revolutionären Bewegung stellten, bestand man auf einer internationalistischen und internationalen Sicht und verurteilte bis zum Ende ihres Auftretens die lokalistischen und autonomen Tendenzen und vor allem den Druck zur Unterordnung der Internationale selbst unter die nationalen russischen Bedürfnisse.

1923–24 – Von der Verhaftung Bordigas und eines Grossteils der Führung der KPI (der Prozess endete Ende 1923 mit einer berühmten Selbstverteidigung der Verhafteten und ihrem Freispruch) profitierend, ging die Führung in die Hände von Menschen über, die den stets »dehnbareren« Direktiven der Internationale geneigter waren. Im Verlauf des Jahres 1924 wurde die Linke, obwohl sie auf der nationalen Konferenz von Como (im Mai) die Mehrheit erhielt, von der Führung hinausgedrängt, welche auf Initiative Moskaus der zentristischen Strömung um Gramsci und Togliatti anvertraut wurde. In den zwei folgenden Jahren nahm die Demontage des Einflusses der Linken in der Partei immer mehr den Ton und die Formen an, die für die stalinistische Politik typisch sind: ihr Organ »Prometeo« wurde nach wenigen Nummern unterdrückt, die Sektionen, in denen die Linke die Mehrheit stellte, wurden aufgelöst, die Genossen der Linken wurden aus den leitenden Funktionen entfernt, ihre Artikel und Dokumente zensiert oder nicht veröffentlicht, und ein inneres Regime aus Einschüchterung und Argwohn, Kadavergehorsam und Bürokratie setzte sich in der Partei durch.

1926 – Auf dem Kongress von Lyon mündeten die Manöver der neuen Zentrale (historisch gut dokumentiert: die Stimmen der abwesenden Delegierten der Linken wurden automatisch der Zentrale zugeschlagen!) in die vollständige Verdrängung der Linken, der es verunmöglicht wurde zu agieren und sich Gehör zu verschaffen und so im Innern der Partei endgültig ausgegrenzt wurde. Im selben Jahr, bei der VI. Sitzung des Erweiterten Exekutivkomitees (EKKI) der Kommunistischen Internationale (Februar/März in Moskau) kämpfte Bordiga gegen die »Bolschewisierung«, das heisst die Reorganisation der Partei auf der Basis von Betriebszellen, die – unter dem demagogischen Vorwand den »Arbeitercharakter« der Partei zu verstärken – dahingegen dazu führte, die Basis auf den engen Horizont des Einzelbetriebs zu beschränken und damit die Figur des »Funktionärs« oder »Bürokraten« unentbehrlich zu machen, der »die Linie vorgibt« und so eine künstliche und hörige Verbindung zwischen Zentrum und Basis festigte. Auf der gleichen hitzigen Moskauer Versammlung ergriff Bordiga – als einziger unter den Rednern – die Initiative, um zu verlangen, dass die schwere interne Krise der Bolschewistischen Partei (Vorspiel für die falsche und verlogene Theorie vom »Sozialismus in einem Lande«) auf die Tagesordnung des nächsten Weltkongresses der III. Internationale gesetzt würde, weil «die russische Revolution auch unsere Revolution ist, ihre Probleme auch unsere Probleme sind, und jedes Mitglied der revolutionären Internationale nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, sich an ihrer Lösung zu beteiligen«. Der Faschismus sorgte für die Verhaftung Bordigas (zusammen mit allen anderen Führern der KPI), noch bevor der nächste Weltkongress zusammentrat; Stalin sorgte für die Isolation der russischen Opposition. Zwischen 1926 und 1930 wurden die Genossen der Linken nach und nach aus der Partei ausgeschlossen und also der faschistischen Repression überlassen oder zur Emigration gezwungen. Die Kampagne gegen die Linke in Italien war vergleichbar mit der gegen Trotzki in der UdSSR, und auch wenn es zwischen den beiden Strömungen Meinungsverschiedenheiten gab, hinderte dies die Linke nicht daran, die russische Opposition in den entscheidenden Jahren 1927 und 1928 zu verteidigen. Bordiga selbst wurde 1930 aus der Partei unter dem Vorwurf des »Trotzkismus« ausgeschlossen. Mittlerweile, zuerst durch den Verrat des englischen Generalstreiks 1926, dann durch die Unterordnung der Kommunistischen Partei Chinas unter die Nationalisten der Kuomintang während der chinesischen Revolution 1927 (was im Massaker der Kommune von Kanton durch die Nationalisten gipfelte!) vervollständigte der Stalinismus, Ausdruck der aufsteigenden bürgerlichen Kräfte in einer nach dem Ausbleiben der Revolution im Westen isolierten UdSSR, die Umkehrung der Grundsätze des kommunistischen Programms.

1930–40Bordiga war in Neapel isoliert und wurde ununterbrochen von der Polizei überwacht, die Linke vom Faschismus verfolgt und in die Emigration getrieben. Es begann eine Phase in unserer Geschichte, die man als heroisch bezeichnen kann. Die Linke organisierte sich in Frankreich und Belgien als »Auslandsfraktion« und publizierte die Zeitschriften »Prometeo« und »Bilan« (»Bilanz«), mit denen sie ihren politischen Kampf fortsetzte. Die Lage war äusserst schwierig, weil die – wenigen und verstreuten – Genossen sich an drei Fronten behaupten mussten: gegen den Faschismus, gegen den Stalinismus, gegen die Demokratie. Und dennoch verurteilten sie die Politik Moskaus (die »Volksfronten«, die der Demokratie gereichte Hand, den »Hitler-Stalin-Pakt«, die Aufrufe seitens Togliattis »an die Brüder mit den schwarzen Hemden«), versuchten vergebens darauf hin zu wirken, dass sich, während des Kriegs in Spanien, die unsicheren Gruppen der Linken am Klassenkampf orientierten, kämpften gegen Faschismus und Nationalsozialismus (im besetzten Frankreich gelang es sogar, defätistische Propaganda unter den deutschen Soldaten zu betreiben). Sie unterzogen alle demokratischen Mythen, die die internationale Arbeiterbewegung mehr und mehr verseuchten, der Kritik (und die internationalistischen Arbeiter verurteilen ihren imperialistischen Charakter beim Ausbruch des Krieges und in den darauffolgenden Jahren). Nunmehr ist klar, dass man sich, mit dem Stalinismus, der schwersten konterrevolutionären Welle gegenübergestellt sieht, und die Genossen beginnen mit der – aufgrund ihrer extremen Isolation noch unzureichenden – Untersuchung »was in der UdSSR geschehen ist«. Und ihr zäher Widerstand, ihr hartnäckiger Wille den »roten Faden« nicht abreissen zu lassen, erlaubte die Wiedergeburt der Partei im Jahre 1943.

1943–1952 – Dank auch der Rückkehr einiger Genossen aus der Emigration begann in Italien die Arbeit des Wiederaufbaus einer wirklich echten Organisation. Im Untergrund erschien – seit Ende 1943 – die Zeitschrift »Prometeo«. In der Folgezeit wurden die Kontakte zu Bordiga wiederaufgenommen und revolutionäre Propaganda unter den kämpferischen Proletariern entfaltet, die von den (nationalen) Widerstandsbewegungen enttäuscht waren, es wurde daraufhin gewirkt, den in den letzten Kriegsjahren ausbrechenden Streiks eine klassenkämpferische Ausrichtung zu geben. Diese Arbeit entwickelte sich im engen Kontakt mit dem Proletariat und zeitigte einige bedeutende Ergebnisse (in verschiedenen Fällen, vor allem in den Fabriken Norditaliens, sind es die Internationalisten, die als Delegierte in die Internen Kommissionen gewählt werden). Schliesslich wird die »Internationalistische Kommunistische Partei« geboren, mit ihrem Organ »Battaglia Comunista«. Der Zusammenstoss mit den Stalinisten ist offen. Zum selben Zeitpunkt, als Togliatti in seiner Funktion als Justizminister eine Generalamnestie erlässt und die faschistischen Anführer und Handlanger auf freien Fuss setzt, den »neuen Menschen« und die »wiedererweckte Demokratie« lobpreisend, verleumdet seine Partei die Internationalisten als »Faschisten« und ruft zu ihrer physischen Liquidierung auf. Auf diese Weise, als Höhepunkt einer belegten Diffamierungskampagne und Aufstachelung zum Mord, wurden die Genossen Fausto Atti und Mario Acquaviva (und andere unbekannte Genossen, von denen uns nicht gelang mehr zu wissen) von Stalinisten gemeuchelt.
Diese erste Phase der Partei ist noch gezeichnet von den theoretischen Unklarheiten der »Auslandsfraktion«, was 1952 zu Tage tritt, als das Erfordernis, die Gesamtheit der vom Stalinismus zerstörten und entstellten marxistischen Lehre auf klare und monolithische Weise (ohne jegliche oberflächliche aktivistische Eile) wiederherzustellen, zu einer ersten Spaltung führt. Im selben Jahr beginnt daher die Veröffentlichung von »Il Programma Comunista«: auf dessen Seiten Bordiga, bis zu seinem Tode im Jahr 1970, eine enorme Arbeit der theoretischen und politischen Wiederherstellung der Partei leistet, die, Mitte der '60er-Jahre, tatsächlich und nicht nur dem Namen nach international wird.


Source: «Il Programma Comunista», Nr. 1, Anno XLV, gennaio 1996, p. 7,
Übersetzung aus dem Italienischen: sinistra.net 1999

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