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AUFRUF ZUR STÄRKUNG UND AUSDEHNUNG DER LOHNKÄMPFE…


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Aufruf zur Stärkung und Ausdehnung der Lohnkämpfe und zur Wiedergeburt der Klassengewerkschaft
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Aufruf zur Stärkung und Ausdehnung der Lohnkämpfe und zur Wiedergeburt der Klassengewerkschaft

Proletarier! Genossen!

In allen Ländern verstärkt das kapitalistische Regime seine Klassendiktatur zur Verteidigung der Privilegien der besitzenden Klassen. Um die Auspressung unbezahlter Arbeit aufrechtzuerhalten, wird den Arbeitern in den Fabriken ein immer intensiveres Produktionstempo auferlegt, wird der effektive Arbeitstag verlängert durch individuelle und kollektive Akkordarbeit, durch Überstunden, durch immer strengere Disziplin, durch eine immer schändlichere Konkurrenz der Arbeiter untereinander. Beim Versuch, sein eigenes Leben zu retten, bleibt dem Kapitalismus kein anderer Ausweg, als mit allen Mitteln die Arbeit zu unterjochen

Die Internationale Konkurrenz spitzt sich Tag für Tag mehr zu, und führt unerbittlich zur Konzentration des Reichtums und der Macht in immer weniger Händen, und zum Ansteigen der Zahl der Proletarier ohne Reserve und ohne Sicherheit: Arbeit und Leben der Arbeiter hängen ausschliesslich von den unkontrollierbaren Widersprüchen ab, die jener riesige Mechanismus zeugt und der sich – hinter den verschiedenen Fassaden der nationalen Staaten – den Arbeitern gegenüber in ein und derselben Weise verhält.

Es vergeht kein Tag, an dem nicht Tausende von Proletariern in den Fabriken, in den Bergwerken, in den Betrieben, auf den Feldern umkommen; an dem nicht in der ununterbrochenen Kette von lokalen und mehr oder minder begrenzten Kriegen Menschenleben vernichtet werden; an dem nicht an einem oder dem anderen Punkt der Erdkugel mehr oder weniger offensichtlich der schärfste Terror gegen die durch die moderne kapitalistische Sklaverei erbitterten Massen ausgeübt wird. Gleichgültig ob sie sich nun im Namen des »nationalen Sozialismus« oder der Demokratie rechtfertigen, sind Diktatur, Bleikugeln und Gefängnis die Mittel mit denen der Staat die enterbten Massen von der Macht fernhält.

Diesem Prozess gesellschaftlicher Unterdrückung gegenüber steht die Arbeiterklasse heute völlig verteidigungslos da.

In dem Masse, in dem die Diktatur des Kapitals immer drohender ausgeübt wird, binden sich die gewerkschaftlichen und politischen Führer der internationalen Arbeiterklasse an die bürgerlichen Staaten und machen hundert Manöver, um die Wirtschaftsorganisationen des Proletariats in die kapitalistischen Strukturen einzugliedern, wobei sie genau in die Fussstapfen des faschistischen Korporativismus treten. Je akuter der Todeskampf des Regimes wird, desto mehr schwächen diese verräterischen Führer die Verteidigung des Proletariats, wie das Handeln des Opportunismus in den wichtigsten Ländern bezeugt.

In England haben die regierende Labour Party und die Trade Unions zuerst den Lohnstopp durchgesetzt und Gesetze gegen die nicht von den Gewerkschaftsführern kontrollierten Streiks eingeführt, und machen sich nun daran, den kämpferischeren Teil der Arbeiterklasse zu verfolgen, um freie Hand zu haben bei der Verteidigung nunmehr endgültig zerbröckelnder Privilegien einer vergangenen Weltmacht.

In Frankreich bremsen die falschen Arbeiterparteien und die konter revolutionären Gewerkschaftsführungen jeden Versuch einer Wiederaufnahme der Lohnkämpfe, die an den Elan vom Mai-Juni 1968 anknüpfen; sie machen Jagd auf die extremistischen Arbeiter, um jede Kampfinitiative zu entmutigen, und fangen die Organisation des Proletariats mittels der »Beteiligung« im Netz der Betriebskollaboration ein, wodurch sie nur De Gaulles so verschmähtes Regime stützen.

In Westdeutschland haben die direkt an die Regierung gebundenen und. von der konterrevolutionären Sozialdemokratie monopolisierten Gewerkschaften zuerst die nationale Wirtschaft vor dem Druck des amerikanischen Imperialismus verteidigt, und tun nun alles, um der Arbeiterklasse das Gift des ärgsten Nationalismus einzuflössen, um sie von den unmittelbaren Kämpfen und von einer Wiederaufnahme der revolutionären Bewegung abzulenken.

In Italien gestattet die arglistige, tröpfchenweise Dosierung und Zersplitterung der Streikbewegungen den Gewerkschaftsbonzen und den falschen Arbeiterparteien, die steigende Tendenz der Arbeiterkämpfe zur Radikalisierung und allgemeinen Ausdehnung abzubremsen, mit der Aussicht, eines Tages die prallen Geldbeutel der Regierungspöstchen mit den Bourgeoisparteien zu teilen.

In den U.S.A., wo die zweiköpfige Partei des Grosskapitals unbestritten ihre Vorherrschaft ausübt, ist die Arbeiterklasse völlig den Gewerkschaften hörig, die von wahren, im Solde der mächtigsten kapitalistischen Konzentrationen stehenden Gangstern geleitet werden.

In den Ländern der »Volksdemokratien«, genauso wie in Russland – wo die letzten Überreste der kommunistischen Tradition des Oktobers unter den Hieben eines erneuten Chauvinismus gefallen sind, verborgen hinter den infamen Slogans des »Sozialismus in einem Land« und des »nationalen Wegs zum Sozialismus«, die das geeignete Klima sind, um den Hass gegen die kommunistische Revolution zu schüren – in diesen Ländern kollaborieren die Gewerkschaften direkt mit dem Staat und sind in dessen Struktur eingegliedert, um Gehorsam und Untertänigkeit der Arbeiterklasse zu erhalten, mit dem scheinbaren Ziel, die Übermacht des amerikanischen Imperialismus einzuschränken, wobei in Wirklichkeit das Proletariat auf dem Altar der »Koexistenz« der Staaten geopfert wird.

Proletarier! Genossen!

Die kapitalistischen und die opportunistischen Parteien, die Gewerkschaftsleitungen und die kleinbürgerlichen Linksgrüppchen handeln alle vereint darauf hin, die unersetzliche Funktion der politischen Klassenpartei in den Augen der Proletarier zu diskreditieren, die revolutionäre kommunistische Partei, die marxistisch, antidemokratisch und international zugleich, als einzige das Proletariat zur Verteidigung seiner auch unmittelbaren Interessen und zur Zerstörung des kapitalistischen Staats führt. Diese Parteien und diese Gewerkschaftsleitung suchen alle in gleicher Weise und mit allen Mitteln die Klassengewerkschaften zu entwerten, indem sie sie in Organe der Kollaboration mit Fabrikherren und Staat verwandeln.

Ohne das Wiedererstehen der kommunistischen Weltpartei ist jeder Versuch sozialer Revolte zu tragischem Scheitern verurteilt.

Ohne die Partei ist es unmöglich die Arbeitergewerkschaften aus der opportunistischen Degeneration emporzureissen.

Dem Faden der geschichtlichen Erfahrung und der revolutionären Tradition folgend, ist es unerlässlich, dass sich der kämpferischere Teil des Proletariats daran macht, die heutigen Arbeitergewerkschaften in von der revolutionären Partei geleitete Organe zu verwandeln. Zu diesem Zweck rufen die kommunistischen Proletarier die Vorhut der Proletarier in den Fabriken und in den Gewerkschaften zum Kampf auf: Grundlage dieses Kampfes sind Forderungen, die die Wiederaufnahme der Klassenaktion auf der doppelten Front gegen den Kapitalismus und gegen den Opportunismus ermöglichen:

Kürzung des Arbeitstages auf höchstens 6 Stunden, ohne Lohnverringerung;

Drastische Lohnerhöhung, den realen Lebensbedürfnissen entsprechend;

Volle Auszahlung des Lohns an Streikende, Arbeitslose und Rentner;

Ablehnung von Überstunden, Akkordarbeit und jeder anderen Form intensiver Ausbeutung der Arbeiter;

Generalisierung der Lohnkämpfe und Wiedereinführung des Generalstreiks und der direkten Aktion;

Ablehnung jeder Vereinigung mit unternehmerfreundlichen und regierungstreuen Gewerkschaften;

Ablösung der konterrevolutionären Gewerkschaftsführer, der Bürokraten, der diener der Unternehmer und des Staats durch der Sache des Proletariats treue Proletarier;

Verweigerung jeder Art von Zusammenarbeit, innerhalb wie ausserhalb der Fabrik, zwischen Arbeitergewerkschaften und Organismen der Fabrikherren, des Staats und der Verräterparteien;

Ablehnung jedes Bündnisses zwischen Arbeitergewerkschaften und zweifelhaften kleinbürgerlichen Bewegungen, wie Studentenbewegungen oder anderen, die alle – bewusst oder unbewusst – darauf hinzielen, die Klassenorganisation vom präzisen ziel der revolutionären Vorbereitung abzulenken;

Der Schwerpunkt gewerkschaftlicher Leitung muss heraus aus den Betrieben, und die Leitung muss vereinigt werden in den Arbeiterkammern und in gleichwertigen Organen mit zentralisierender Funktion, unter der politischen Führung der Klassenpartei.

Proletarier! Genossen!

Wenn sich nicht alle Kräfte des revolutionären Proletariats vereinigen, sondern den zum verlassen der Klassengewerkschaft drängenden Tendenzen folgen, werden die kommenden Krisen des Kapitalismus unfruchtbar bleiben, Krisen, unter deren Anstoss sich der Prozess der revolutionären Vorbereitung beschleunigen wird; denn ohne zentralisierte und disziplinierte Eingliederung der massen in ihre Klassenorganisationen werden sie von den bürgerlichen, vom kapitalistischen Staat angeführten Kräften geschlagen werden.

Der Platz der revolutionäre, der bewussten Arbeiter, der Kommunisten ist daher in den Arbeitergewerkschaften, um die Verräter, die Reformisten, die fünften Kolonnen des Kapitalismus hinauszujagen; um sie zu mächtigen Verteidigungswaffen der Arbeits- und Lebensbedingungen des Proletariats zu machen: nur so können die Gewerkschaften erstarken für die Endkämpfe zur totalen und gewaltsamen Zerstörung des blutbefleckten Regimes des Kapitals.

Die Zukunft gehört der Arbeiterklasse, der Revolution des Proletariats, dem Kommunismus!

Für die Umwandlung der Arbeitergewerkschaften in rote Gewerkschaften!

Für die internationale Vereinigung der Arbeit gegen die internationale Vereinigung des Kapitalismus und Opportunismus!

Für die Führung der Internationalen Kommunistischen Partei!

Internationale Kommunistische Partei

1. Mai 1969


Source: »Internationale Revolution«, Nr. 2, Juni 1969, s.24–27

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