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DIE VERTEIDIGUNG DES MARXISMUS IST DIE VERTEIDIGUNG DER WAFFE DER PROLETARISCHEN REVOLUTION
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Die Verteidigung des Marxismus ist die Verteidigung der Waffe der Proletarischen Revolution
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Die Verteidigung des Marxismus ist die Verteidigung der Waffe der Proletarischen Revolution
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Vor 60 Jahren wurde in Moskau die III. Internationale gegründet. Hatte die I. Internationale (1864-72)
»
den Grundstein für die internationale Organisation der Arbeiter zur Vorbereitung ihres revolutionären Ansturms gegen das Kapital«
gelegt, und war die II. (1889-1914) die Epoche gewesen,
»
in der in einer Reihe von Ländern der Boden für eine weite Ausbreitung der Bewegung unter den Massen bereitet wurde«,
so zerschlug die III. alle opportunistischen und sozialchauvinistischen Entstellungen, die sich in der Phase der II. Internationale gesammelt hatten und stellte die abgebrochene, aber unantastbare revolutionäre Tradition ihrer beiden Vorgängerinnen wieder her. Auch darin war sie eine Herausforderung an die kapitalistische Welt.

»Die weltgeschichtliche Bedeutung der III., der Kommunistischen Internationale« - schrieb Lenin einen Monat nach dem Gründungskongress - »besteht darin, dass sie damit begonnen hat, die grosse Losung von Marx in die Tat umzusetzen, die Losung, die aus der hundertjährigen Entwicklung des Sozialismus und der Arbeiterbewegung die Bilanz zieht, die Losung, die ihren Ausdruck findet in dem Begriff: Diktatur des Proletariats«. (»Die III. Internationale und ihr Platz in der Geschichte«, 15. April 1919).

Das damals erst begonnene Werk wurde durch eine unheilvolle Kette von Ereignissen zunächst abgebrochen und dann zerstört. Die revolutionären Kommunisten (die einzigen, die für sich die Bezeichnung Kommunisten beanspruchen können) der heutigen Generation sind leider noch weit davon entfernt, damit begonnen zu haben,
»
die grosse Losung von Marx in die Tat umzusetzen«.
Lenins kurzer Satz fasst aber den Sinn und die Richtung des ganzen Kampfes zusammen, zu dem die Kommunisten heute wie damals (und heute noch mehr als damals) berufen sind - ein Kampf, der sich gegen eine weltweite Front der Verteidigung der ökonomischen, sozialen und politischen Ordnung der Bourgeoisie richtet.

In der Tat, was bedeutet jener Satz? Er bedeutet, dass
»
die Losung, die ihren Ausdruck findet in dem Begriff: Diktatur des Proletariats«,
keine zeitweilige, zufällige, zur Debatte stehende Nebensache der marxistischen Lehre ist, sondern deren Kern darstellt und zugleich die gesamte Erfahrung des proletarischen Klassenkampfes zusammenfasst. Als materialistische und dialektische Geschichts- und Gesellschaftstheorie erklärt der Marxismus wissenschaftlich die Abfolge der verschiedenen Produktionsweisen und Klassengesellschaften in der Geschichte. Wie Marx in einem bekannten Brief an Weydemeyer darlegte, hat er nachgewiesen, dass die Existenz der Klassen an bestimmte historische Entwicklungsphasen der Produktion gebunden ist und dass die heutige Entwicklungsphase der Produktion, der Kapitalismus, dazu bestimmt ist, durch eine klassenlose Gesellschaft, den Kommunismus, ersetzt zu werden. Und führt laut Marx der Klassenkampf notwendig zur Diktatur des Proletariats, so bildet diese Diktatur selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen. Verpflichtet man sich aber diesem Programm der revolutionären Machteroberung durch das Proletariat und der Errichtung seiner Diktatur, so muss man die unnachgiebigen Methoden der Klassenaktion vertreten, die zu seiner Verwirklichung führen, und sich ebenso dem Träger des Programms und dem Instrument der Aktion, d.h. der Partei verpflichten. Diese Partei ihrerseits ist begrifflich eine einzige Partei und eine Weltpartei, wird sie ja in den Worten des »Manifests« von Marx und Engels dadurch gekennzeichnet, dass sie einerseits in den verschiedenen nationalen Kämpfen der Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität unabhängigen Interessen des gesamten Proletariats hervorhebt und zur Geltung bringt, andererseits in den verschiedenen Entwicklungsstufen des Kampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie stets das Interesse der Gesamtbewegung, d.h. in der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Bewegung vertritt. Wie man sieht, bildet der Marxismus ein untrennbares Ganzes, dessen Mittelpunkt die Diktatur des Proletariats ist.

Man kann sich nicht zugleich auf den Marxismus berufen und die Diktatur des Proletariats abschreiben; ebenso wenig kann man sich auf die Diktatur des Proletariats als Programm und die revolutionäre Methode als Strategie und Taktik berufen und dabei auch nur den geringsten Teil des Marxismus fallen lassen.

Verständlicherweise wird die gesamte ideologische Polizei der bürgerlichen Welt, sowohl die religiöse wie auch die laizistische, mobilisiert, um gerade gegen diese monolithische Struktur Sturm zu laufen. So mannigfaltig die Formen dieser Offensive sind - sie hat einen einzigen Inhalt: Sie möchte aus den Köpfen, den Herzen und den Händen der Proletarier die Waffe entfernen, die als einzige den Sieg im titanischen Kampf gegen das Kapital sichern kann. Diese Offensive wird nicht so sehr von den erklärten bürgerlichen Parteien geführt, als vielmehr von politischen und gesellschaftlichen Kräften, die sich früher auf den Marxismus berufen haben oder immer noch berufen. Hierzu gehören an erster Stelle jene »Arbeiterparteien«, welche »der grossen Losung von Marx« entweder abgeschworen oder sie sich nie zu eigen gemacht haben, wodurch sie zugleich die gesamte marxistische Lehre über Bord warfen, um sich einer blassen und blutarmen, manchmal liberal oder, wie man auch sagen kann, libertär, manchmal ausdrücklich demokratisch geprägten Fassung der bürgerlichen Ideologie von den »ewigen Prinzipien« zu verpflichten. An ihrer Flanke reiten jene Intellektuelle und »Kulturschaffende«, die, den Launen der Mode folgend, sich dem »Marxismus« angenähert hatten und, nachdem sie sich daran die Finger verbrannten, unter den Fittichen des Idealismus, des Irrationalismus oder gar des Mystizismus erneut Zuflucht suchen. Die Spontaneisten, die die Partei verabscheuen und in ihr das Prinzip des Bösen, die Autorität überhaupt verkörpert sehen, tragen ihr Scherflein dazu bei. Flankenschutz durch die Trotzkisten könnte natürlich auch nicht fehlen: sie haben aus der Diktatur des Proletariats das Äquivalent jener »formlosen Parlamente der Arbeit« gemacht, die Trotzki seinerzeit gebrandmarkt hatte. Und die zahllosen Scharen von »Neuerern« begleiten den Zug mit unterstützendem Applaus, ob sie sich nun auf Mao oder Deng, auf Castro oder Ho Chi Minh berufen, ob sie nun von einer »Gegenmacht« träumen oder die »Arbeiterautonomie« preisen.

Dieser vielförmigen Offensive, deren Inhalt immer derselbe ist, müssen die revolutionären Kommunisten einen unüberwindbaren Damm entgegensetzen.

Laut Marx sind die Revolutionen die Lokomotiven der Geschichte. Die grossen »Arbeiterparteien« haben sich für die Reformen entschieden. Wir sind für die Lokomotive der Revolution gegen alle Hindernisse, welche die herrschende Klasse ihr in den Weg legt, um ihre Fahrt aufzuhalten.

Die grossen »Arbeiterparteien« haben einen idyllischen »demokratischen Weg zum Sozialismus« entdeckt. Wir erklären mit Marx:
»
Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft. liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andere. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats« (K. Marx, »Kritik des Gothaer Programms«, 1875).

Die grossen »Arbeiterparteien« betrachten das demokratische Parlament als das Gelände des »friedlichen Weges zum Sozialismus«. Wir antworten mit den Leitsätzen des II. Kongresses der Komintern:
»
Der Kommunismus verneint den Parlamentarismus als Form der zukünftigen Gesellschaftsordnung. Er verneint ihn als Form der Klassendiktatur des Proletariats. Er verneint die Möglichkeit einer Eroberung des Parlaments auf die Dauer, er stellt sich die Aufgabe, den Parlamentarismus zu zerstören«.

Als getreue Kopien der kleinbürgerlichen demokratischen Parteien haben die grossen »Arbeiterparteien« »den Klassenkampf durch Träumereien von Klassenharmonie« ersetzt. Es ist eine logische Folge davon, wenn sie
»
sich auch die sozialistische Umgestaltung träumerisch (vorstellen), nicht als Sturz der Herrschaft der ausbeutenden Klasse, sondern als friedliche Unterordnung der Minderheit unter die sich ihrer Aufgaben bewusst gewordene Mehrheit« (Lenin, »Staat und Revolution«).
Und mit derselben Schrift Lenins antworten wir:
»
Die Lehre vom Klassenkampf, von Marx auf die Frage des Staates und der sozialistischen Revolution angewandt, führt notwendig zur Anerkennung der politischen Herrschaft des Proletariats, seiner Diktatur, d.h. einer mit niemand geteilten und sich unmittelbar auf die bewaffnete Gewalt der Massen stützenden Macht«.

Den Träumereien vom Staat als Organ, das über den Klassen steht und das man nur zu reformieren hätte, damit es den verschwommenen Volkswillen und die mythische Gleichheit aller Bürger besser vertritt, stellen wir die stolzen Worte entgegen, die Lenin im Namen des siegreichen russischen Proletariats aussprach:
»
Der Staat ist eine Maschine zur Aufrechterhaltung der Herrschaft einer Klasse über eine andere«. (...) »Die Maschine, die Staat genannt wurde, angesichts derer die Menschen in abergläubischer Verehrung haltmachen und den alten Märchen glauben, dass sie die Macht des ganzen Volkes verkörpere - diese Maschine wirft das Proletariat beiseite und erklärt: Das ist eine bürgerliche Lüge. Wir haben diese Maschine den Kapitalisten genommen, haben sie an uns gebracht. Mit dieser Maschine oder diesem Knüttel werden wir jede Ausbeutung ausmerzen, und wenn auf der Welt keine Möglichkeit zur Ausbeutung mehr geblieben ist, wenn es nicht mehr so sein wird, dass die einen schlemmen, während die anderen hungern - erst dann, wenn dafür keine Möglichkeiten mehr bestehen, erst dann werden wir diese Maschine zum alten Eisen werfen. Dann wird es keinen Staat, dann wird es keine Ausbeutung mehr geben.« (Lenin, »Über den Staat«, 11. Juli 1919).

Für die grossen »Arbeiterparteien« gibt es so viele »nationalen Wege zum Sozialismus« wie es bürgerliche Staaten, Nationalitäten und »Kulturen« gibt. Wir wiederholen mit dem »Manifest der Kommunistischen Partei«:
»
Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben«;
wir wiederholen mit den Statuten der I. Internationale:
»
Die Emanzipation der Arbeiterklasse ist weder eine lokale noch eine nationale, sondern eine soziale Aufgabe, welche alle Länder umfasst, in denen die moderne Gesellschaft besteht«.

In vollkommener Übereinstimmung mit der Preisgabe der Losung der Diktatur des Proletariats, der Kernlosung der kommunistischen Bewegung, sehen die grossen »Arbeiterparteien« und die von ihnen immer hofierten und ihre Erwartungen immer wieder enttäuschenden Intellektuellen im Marxismus eine »Philosophie« neben anderen, eine überholte, vorübergehende, subjektive »Philosophie«, die man nach Belieben ausbessern oder je nachdem liquidieren kann. Wir sind mit Lenin: ohne revolutionäre Theorie gibt es keine revolutionäre Aktion, und die einzige Theorie der proletarischen Revolution ist der Marxismus.

Für die Spontaneisten ergibt sich die Emanzipation der Arbeiterklasse allein und ohne weiteres aus der unmittelbaren Bewegung. Wir antworten mit den Statuten der I. Internationale:
»
Dass die Arbeiterklasse gegen (die) Gesamtgewalt der besitzenden Klassen nur als Klasse handeln kann, indem sie sich selbst als besondere politische Partei konstituiert, im Gegensatz zu allen alten Parteibildungen der besitzenden Klassen; dass diese Konstituierung der Arbeiterklasse als politische Partei unerlässlich ist für den Triumph der sozialen Revolution und ihres Endziels - Abschaffung der Klassen«.
Wir antworten mit dem 3. und 4. Punkt des »Programms von Livorno« (1921):
»
Das Proletariat kann das System der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, von dem seine Ausbeutung herrührt, weder verletzen noch verändern, ohne den gewaltsamen Sturz der bürgerlichen Macht. Das unentbehrliche Organ des revolutionären Kampfs des Proletariats ist die Klassenpartei. Die kommunistische Partei, die den vorgeschrittensten und entschlossensten Teil des Proletariats in sich vereint, vereinigt die Anstrengungen der Arbeitermassen, indem sie sie von den Kämpfen um Gruppeninteressen und um unmittelbare Resultate zum allgemeinen Kampf um die revolutionäre Emanzipation des Proletariats hinleitet«.

Die Trotzkisten haben den mächtigen Begriff der von der Klassenpartei geführten Diktatur des Proletariats zu einer dünnen Limonade verwässert der sogenannten »Arbeiterdemokratie«, die, wenn sie nicht gar als Regierungskoalition aller wie auch immer gearteten »Arbeiterparteien« verstanden wird, so doch auf jeden Fall auf der Sicherung der Freiheit all dieser Parteien beruhen soll. Für Marx, Engels, Lenin und die kommunistische Linke lassen wir die »Leitsätze über die Rolle der Kommunistischen Partei in der proletarischen Revolution« des II. Kongresses der Komintern »antworten«:
»
Die Arbeiterklasse braucht die Kommunistische Partei nicht nur bis zur Eroberung der Macht und nicht nur während der Eroberung der Macht, sondern auch nachher, wenn die Macht in die Hände der Arbeiterklasse übergegangen ist«.
Zugleich lassen wir Trotzki mit seinem »Terrorismus und Kommunismus« antworten:
»
Die ausserordentliche Rolle der Kommunistischen Partei in der siegreichen proletarischen Revolution ist völlig verständlich. Es handelt sich um die Diktatur der Klasse. Im Bestande der Klasse gibt es verschiedenen Schichten, ungleichartige Stimmungen, verschiedene Entwicklungsstufen. Dabei aber setzt die Diktatur Einheit des Willens, der Richtung, der Aktion voraus. Auf welchem anderen Wege kann diese also verwirklicht werden? Die revolutionäre Herrschaft des Proletariats hat im Proletariat selbst die politische Herrschaft einer Partei mit klarem Aktionsprogramm und unverletzlicher Disziplin zur Voraussetzung. Die Politik von Blocks widerspricht innerlich dem Regime der proletarischen Diktatur. Wir meinen nicht einen Block mit den bürgerlichen Parteien, von dem überhaupt nicht die Rede sein kann, sondern einen Block der Kommunisten mit anderen ,sozialistischen' Organisationen, die verschiedene Stufen der Rückständigkeit und der Vorurteile der werktätigen Massen vertreten«.

Auf diesen Grundlagen hatte sich die III. Internationale gebildet. Sie dürfen nicht allein für Prinzipienerklärungen bestimmend sein: sie sind es ebenso für jede Episode, jede Seite, jede Äusserung der Parteitätigkeit. Zu diesen Grundlagen muss eine Avantgarde des Proletariats zurückkehren.

Dies ist die Bedingung, damit das Proletariat endlich als Klasse für sich und nicht für das Kapital seinen Weg wieder aufnimmt - vorwärts zum Sieg.

Source: »Kommunistisches Programm«, Nr. 22, Juni 1979

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