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SCHEMATISCHE CHRONOLOGIE DES CHINESISCHEN NATIONALEPOS


Content:

Schematische Chronologie des chinesischen Nationalepos
Revolutionäre Geburtswehen
Antiimperialistische Revolution, antikommunistische Konterrevolution
1949: Geburt der Volksrepublik
Das riesige Agrarproblem
Interne Kämpfe im Partei-Staat
China betritt das imperialistische Schachbrett
Fussnoten
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Schematische Chronologie des chinesischen Nationalepos

Der Tod des letzten der »grossen Steuermänner« des chinesischen Nationalepos, der an sich unbedeutend ist, gibt uns die Gelegenheit, bevor wir unseren Blick nach vorne richten, hier den schmerzhaften historischen Zyklus zusammenzufassen, der China durchzog, geblendet durch den Namen dieser grossen Steuermänner der Kommunistischen Partei Chinas, ein Prozess, der in den Studien und Veröffentlichungen unserer Partei im Laufe dieser Ereignisse eingehend analysiert wurde, getreu dem marxistischen Postulat, das den wahren Motor der Geschichte in den wirtschaftlichen und materiellen Bedürfnissen der Klassen innerhalb einer bestimmten Produktionsweise und in ihrem sozialen Kampf verortet. Es sind die Umstände, die das Auftreten und den Erfolg bestimmter Personen auf der historischen Bühne bestimmen, und nicht umgekehrt. Seit 1949, seit der Kontinuität der Regierungspartei, sind die mystifizierenden Ölgemälde der chinesischen Staatsführer, gefolgt von ihren unrühmlichen Niederlagen und Verurteilungen, der Beweis dafür, dass die Geschichte mit den Menschen spielt und nicht diese sie bestimmen.

Revolutionäre Geburtswehen

China, das heute zu einer kapitalistischen Weltmacht aufsteigt und bald mit den alten Mächten, die Jahrhunderte zuvor entstanden sind, konkurrieren kann, befand sich zu Beginn dieses Jahrhunderts aufgrund der Zwänge, die ihm seit dem Opiumkrieg von den imperialistischen Staaten auferlegt wurden, in einem erbärmlichen Zustand; der Bankrott und die zunehmende Ausbeutung der Bauernschaft schienen unüberwindbar. Es sei daran erinnert, dass China noch vor der europäischen Renaissance und bevor die kapitalistische Produktionsweise den Westen beherrschte, die fortschrittlichste Zivilisation des Planeten war.

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung waren Bauern, von denen die Hälfte kein eigenes Land besass und zusätzlich zu den Steuern einen Prozentsatz der Ernte als Pacht für das Feld an den Grundherrn zahlen musste. Die erste Episode der bürgerlichen Revolution erfolgte 1911 mit der Ausrufung der Republik China durch Sun Wen [Sun Yat-sen], den späteren Gründer der Guomindang oder der nationalistischen Partei. Hinter Sun stand der Vorstoss der chinesischen Grossbourgeoisie, der jedoch äusserst schwach war. Diese Bourgeoisie, die zudem nicht wenig mit den Ausländern kollaborierte und während der Zeit des Kaiserreichs in den für den Kontakt und den Handel mit dem Westen offenen Gebieten, in denen es eine kapitalistische Produktion und ein modernes Proletariat gab, reich geworden war, war jedoch in der Lage, einen einheitlichen nationalen Charakter zu prägen, der notwendig war, um das Kaiserreich zu begraben, auch dank der extremen Schwäche seines korrupten und verfallenen Apparats, der schon lange keinen Rückhalt mehr im Volk hatte. Während die Tai-Ping-Revolutionäre und die Boxer-Bewegung im 19. Jahrhundert zwar die Unterstützung des Volkes hatten, aber keine organisierte Struktur, ermangelte der Sun-Republik, die dem tausendjährigen Kaiserreich ein Ende setzte, die Mobilisierung der Massen.

Die drei Prinzipien, für die Sun eintrat - Nationalismus, Demokratie und Brot für das Volk - entsprachen denen jeder bürgerlichen Revolution in einem vom Imperialismus zerrissenen Land, das in seinen Produktionsformen gegenüber dem westlichen Kapitalismus zurückgeblieben war. Doch der Vater des chinesischen Vaterlandes erlag seiner Naivität, als er hoffte, auf die Unterstützung der fortschrittlichsten Nationen zählen zu können, um China zu einer modernen Nation zu machen.

Im damaligen China, das von der bürgerlichen Revolution geprägt war, gab es zwei unausweichliche Aufgaben: 1) die Sicherung der nationalen Unabhängigkeit und 2) die Durchführung der Agrarreform, die eine Voraussetzung für die industrielle Entwicklung war. Es blieb die Frage, ob dies durch die Bourgeoisie oder das Proletariat geschehen würde. Aufgrund der extremen Schwäche der Bourgeoisie war sie, wie in Russland, nicht in der Lage, die riesige Masse der Bauern zu mobilisieren, um das Land der Grossgrundbesitzer zu enteignen und zu verteilen und so der unsäglichen Unterdrückung der Bauernschaft ein Ende zu setzen. Dies war eine zu grosse Aufgabe für sie, die unter völlig anderen historischen und internationalen Bedingungen als die französische Bourgeoisie in der Grossen Revolution des 18. Jahrhunderts entstand, so dass sich trotz der Herrschaft und der Errichtung der Republik die Situation in China in Bezug auf die Beziehungen zu den Kolonialmächten und die internen sozialen Beziehungen nicht änderten.

Innerhalb eines Jahres war Sun gezwungen, die Präsidentschaft der Republik zugunsten des grossen Militärführers des alten Regimes, Yuan Shikai, aufzugeben, der mit der Kontrolle über das Militär die wirkliche Macht hatte. Nach seinem Tod im Jahr 1916 teilten die verschiedenen Militärführer China in Einflussbereiche auf, die jeweils von einem anderen Land durch Vereinbarungen zur Unterstützung des Militärführers kontrolliert wurden. Damit begann die Zeit der Kriegsherren, die mit der Machtübernahme durch die Guomindang und Jiang Jieshi [Tschiang Kai-schek] Mitte der 1920er-Jahre enden sollte. Sie verliehen China eine gewisse Homogenität und Stabilität, während ausländische Mächte daran interessiert waren, das Land weiterhin auszuplündern. Tatsächlich war die chinesische Grossbourgeoisie, zu der die berühmten vier Familien Song, Kong, Chen und Jiang gehörten, nicht gewillt, die Ausbeutung des Landes zu verhindern, denn um sie durchzusetzen, hätte sie auf die bewaffnete Mobilisierung der Bauernschaft zurückgreifen müssen.

Die Kommunisten in der ganzen Welt hofften stattdessen, dass die Arbeiterklasse, insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg als autonome Partei organisiert, eine demokratische Revolution anführen und sie in eine eigene Diktatur verwandeln würde, wie es in Russland geschehen war, wo eine in der Minderheit gewesene Klasse wie das Proletariat die Kontrolle über das Land übernehmen konnte, indem es die Macht in den grossen Städten übernahm. Das Gleiche wurde für die wichtigen chinesischen Küstenstädte im Osten und Süden des Landes für möglich gehalten. Gewiss war die stalinistische Konterrevolution für die Beseitigung dieser Perspektive verantwortlich.

Es sollte eine doppelte Revolution sein, mit dem Ziel, das Stadium der bürgerlichen Macht zu überspringen. In Russland erreichte die Partei Lenins dies, indem sie deren Konsolidierung nicht zuliess und die Konstituierende Versammlung auflöste, die ansonsten die Sowjets aufgelöst hätte. Wie in Russland zeigte sich die Schwäche der Bourgeoisie darin, dass ihre Parteien, die Sozialrevolutionäre und Menschewiki in Russland ebenso wie Suns Guomindang in China, einen vagen Sozialismus propagierten und mit ihm liebäugelten.

1923 forderte Sun die Freundschaft mit der UdSSR und ein Bündnis mit den Kommunisten, was nach seinem Tod 1925 in der ersten nationalen Regierung mit Vertretern der Guomindang und der KPCh umgesetzt wurde. In der Zeit von 1924 bis 1927 zwang der Stalinismus, der zur als massgebenden Kraft in der herrschenden Partei in Russland und in der Internationale geworden war, die Partei des Proletariats in China, sich mit der Bourgeoisie, der Guomindang, zu verbünden und damit die für den Sieg der Doppelrevolution notwendige Unabhängigkeit zu verlieren. Dies führte dazu, dass sie sich in eine Bauernpartei unter der Führung von Mao Zedong [Mao Tse-tung] verwandelte.

Antiimperialistische Revolution, antikommunistische Konterrevolution

Mit der Unterstützung der Internationale wurde die innere und militärische Organisation der Guomindang gefestigt: Von Kanton aus, wo die Guomindang zu Suns Lebzeiten stärker geworden war, zog Jiang Jieshi 1926 an der Spitze einer heterogenen Koalition nach Norden und errichtete 1927 nach der Niederschlagung der Shanghaier Kommune seine Diktatur.

Nach der blutigen Niederschlagung der Shanghaier Kommune durch die Guomindang und der engen Zusammenarbeit Stalins mit ihr – ein Bündnis, das Stalin erst nach den Ereignissen von 1927 aufkündigen konnte – sah sich die Kommunistische Partei zersprengt und tödlich verwundet und das Proletariat völlig seiner autonomen Partei beraubt. Damals wurde die Scheidung zwischen der KPCh und der Arbeiterklasse vollzogen, und zwar für immer. Von diesem Moment an griff Mao die Prinzipien von Sun auf und wurde zur wahren nationalistischen Partei, zur »wahren Guomindang«, aber mit der Gefolgschaft und Unterstützung der Bauernschaft und ohne sich auf die ängstliche Bourgeoisie zu verlassen, auf dem Weg zu seinem einzigen und endgültigen Ziel, der bürgerlichen demokratisch-nationalen Revolution. Der Stalinismus verhinderte damit in China die doppelte Revolution, die in Russland stattgefunden hatte. Mao machte sich diese Politik zu eigen und folgte getreu dem Willen von Sun Wen. Stalin war der Vater von Mao. Es war notwendig, dass das Proletariat nicht nur durch Unterdrückung, sondern auch durch Verrat zerschlagen wurde und dass die Partei die armen Bauern fest einband, damit die Revolution nicht vom demokratischen Weg abkam.

Das chinesische Proletariat, das wie das russische Proletariat von seinem einzigen Verbündeten, dem Proletariat der fortgeschrittenen Länder, getrennt war, dessen siegreicher Kampf der einzige war, der die chinesische und die russische Revolution hätte retten können, war gezwungen, sich mit der Bourgeoisie zu arrangieren, was seine Möglichkeit eines revolutionären Sieges für lange Zeit schmälerte. In den 1920er-Jahren ging es nicht darum, zwei Völker, das chinesische und das russische, gegen den Druck des Westens zu vereinen, eine Politik, die später vom Stalinismus in der ganzen Welt befürwortet wurde; im Gegenteil, die vom Proletariat in beiden Ländern zu verfolgende Aktion hätte der Kampf auf Leben und Tod für die Revolution im Westen sein müssen: entweder dies oder die Niederlage der russischen und chinesischen Proletarier. China und Russland einte ein einziges Schicksal: Entweder triumphierte die Revolution oder der Weg, der vor ihnen lag, war die lange und schmerzhafte Entwicklung der nationalen Wirtschaft der jeweiligen Bourgeoisien.

Kurz nachdem Jiang Jieshi an die Macht gekommen war und ein Jahrzehnt der relativen finanziellen Stabilisierung begann, marschierte Japan in die Mandschurei ein, was die chinesische Regierung in einem Gebiet, das bereits vom japanischen Kapital durchdrungen war, für unvermeidlich erklärte, um sich auf die Unterdrückung der organisierten Bauernverbände der KPCh zu konzentrieren, die sich trotz ihrer Enthauptung im Jahr 1927 weiterhin so nannte. Die Hinrichtung von Li Dazhao [Li Ta-chao] 1927 in Peking, einem Gebiet, das noch von den Kriegsherren kontrolliert wurde, und der Ausschluss von Chen Duxiu [Chen Tu-hsiu] zwei Jahre später aus der Partei, auf den sie die Verantwortung für die katastrophalen Ergebnisse der ihm von Moskau aufgezwungenen Politik der Kollaboration abgewälzt hatten, ist das letzte Kapitel über die Gründer der Kommunistischen Partei Chinas, die die Partei den Bauernrevolutionären Zhu De [Chu Teh], Mao Zedong, Zhou Enlai [Tschu En Lai] usw. übergeben haben, welche die typisch stalinistische Phraseologie des Kommunismus, des Marxismus, der Arbeiterklasse und des Kampfes gegen die Ausbeutung beibehalten, aber nicht aufhören werden, die Erbauer des grossen kapitalistischen Vaterlandes zu sein.

Dennoch ignorierte Moskau die Bewegung der KPCh auf dem Land, bis die Bauernarmeen, nach dem Zweiten Weltkrieg, die Guomindang besiegten.

Nach den Feldzügen der nationalistischen Armeen gegen die »kommunistischen Banditen« in der ersten Hälfte der 19Stalin30er-Jahre begünstigten die Mächte, die daran interessiert waren, Japan aufzuhalten, Russland eingeschlossen, die Einheit der Guomindang und der KPCh gegen den eindringenden Feind, so dass die chinesische Regierung zwischen 1937 und 1939 250 Millionen Dollar aus Russland erhielt, obwohl es nicht das Land war, das am meisten zum Kampf gegen die Japaner beitrug. Als die japanische Invasion voranschritt und sich auf die Küstenregionen Chinas ausbreitete, fand die Regierung keine bessere Lösung, als ins Landesinnere zu flüchten.

Stalins Russland, »Wohltäter« armer, vom Imperialismus unterdrückter Völker wie der Chinesen, schickte, als es erfuhr, dass sich die Japaner zum Rückzug aus der Mandschurei anschickten, unter dem Vorwand, sie »zu vertreiben«, seine Truppen, um die Mandschurei zu besetzen, und nutzte die Gelegenheit, die modernen Fabriken und Eisenbahnen, die die Japaner dort errichtet hatten, Stück für Stück zu demontieren und nach Russland zu bringen.

1949: Geburt der Volksrepublik

Am Ende des Zweiten Weltkriegs und nach der Niederlage der Japaner schien die Position der Guomindang gestärkt, doch das war nicht der Fall. Die Probleme Chinas waren immer noch dieselben wie zu Beginn des Jahrhunderts. Im Jahr 1939 bestand schätzungsweise 55 % der Landbevölkerung aus landlosen Bauern, gefolgt von Bauern, die ein Stück Land besassen, das kaum zum Überleben ausreichte, und schliesslich von den mittleren und reichen Bauern, die sich mit den Requisitionen der Armee abfinden mussten. Ausserdem waren die Siegermächte dabei, sich wieder in China festzubeissen. Um dies zu gewährleisten, sahen die Vereinbarungen von Jalta angesichts des sicheren und unmittelbar bevorstehenden Bürgerkriegs zwischen den immer zahlreicheren und disziplinierteren Bauernmilizen der KPCh und den Armeen der Guomindang eine Koalitionsregierung in China vor, die das Land unfähig machen sollte, energische und zentralisierende Reformen zur Emanzipation vom ausländischen Imperialismus durchzuführen.

Deshalb stellt der endgültige Triumph der KPCh und die Gründung der Volksrepublik China, auch wenn wir diese Partei als reaktionär bezeichnen möchten, weil sie die Taktik der Doppelrevolution und die Hauptlinie, die zu einem Triumph des Proletariats geführt hätte, aufgegeben hat, einen riesigen Schritt im Hinblick auf die Errichtung des modernen Kapitalismus dar, der, nicht ohne einen langen und schwierigen Prozess, das Erscheinen des modernen Proletariats, seines zukünftigen Totengräbers, diesmal nicht als eine Minderheit und schwache Klasse, sondern als die zahlreichste der Welt, ermöglichen wird. Das Verdienst der Partei der bürgerlichen Revolution in China ist es, es als praktisch einziges der rückständigen Länder geschafft zu haben, sich siegreich gegen den Westen zu erheben, das Joch des Imperialismus abzuschütteln und die Raubbedingungen, die die alten Mächte anderen Ländern auferlegen, abzulehnen.

Mit der Flucht der Guomindang-Kräfte nach Taiwan und der Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 begann die autonome Kapitalakkumulation in China, die zu wirtschaftlicher Autarkie führte – keine leichte Aufgabe in einer Zeit, in der der Imperialismus die Welt beherrschte. Zhou Enlai erklärte in den 1950er-Jahren, dass die Erhöhung der Zölle die Entstehung einer Grossindustrie in China begünstigte, da die Ausländer nicht in der Lage waren, mit ihren Waren zu sehr niedrigen Preisen in das Land einzudringen, da sie selbst die Schlüssel zum chinesischen Markt besassen und nicht die Ausländer. Den imperialistischen Mächten gefiel das kollaborative und korrupte Regime der Guomindang besser als das der KPCh, aber nicht, weil dieses »kommunistisch« war, wie uns die USA glauben machen wollen, sondern weil es durch die Bewaffnung der Bauern den nationalen Markt geschaffen, ausländische Unternehmen vertrieben und andere revolutionäre Massnahmen verkündet hatte, die für die Entstehung einer unabhängigen bürgerlichen Nation in einem Land mit verfallenen vorkapitalistischen Produktionsverhältnissen typisch waren.

Die Demokratie »kann es nicht geben« für uns Kommunisten, in dem Sinne, als die Existenz des Staates auf das Vorhandensein verschiedener Klassen mit unversöhnlichen, gegensätzlichen Interessen in der Gesellschaft hinausläuft. Historisch gesehen hat die Bourgeoisie so getan, als sei dies möglich, um die unterdrückten Klassen zu täuschen, deren Aufstand für ihren Aufstieg zur Macht notwendig war. Wir bekräftigen jedoch, dass die Gründung der VR China der Triumph der nationalen bürgerlichen Demokratie war. Der kleinbürgerliche intellektuelle Spiesser des Westens beanstandet lediglich, dass es in China keine Wahlen gibt.... Er berücksichtigt nicht das Meisterstück des Gleichgewichts zwischen den Klassen, einschliesslich der armen, mittleren und reichen Bauern, der nationalen Bourgeoisie und des Proletariats, die alle von der KPCh auf das nationale Ziel ausgerichtet sind, China zu einer kapitalistisch modernen Nation zu machen. Man kann also sagen, dass die VR China zum Zeitpunkt ihrer Gründung weitaus demokratischer war als die so genannten westlichen Demokratien, die trotz aller Wahlmanöver einer Handvoll Bankiers gehorchen, die alles beherrschen.

Schon vor der Machtübernahme hatte die KPCh ihre Ausrichtung von der »Arbeiter- und Bauernrepublik« zur »Volksrepublik« geändert. Die Bauernarmeen der KPCh fühlten sich in den Städten wie ein Fisch auf dem Trockenen. Nach ihrem Sieg und der Bekanntgabe der zu ergreifenden Massnahmen verlangten sie die Achtung des Privateigentums und verboten jegliche Exzesse. In den Schriften und Reden der KPCh wurde stets das gemeinsame HerrschaftKondominium der vier Klassen anerkannt: Arbeiter, Bauern, Kleinbürgertum und nationale Bourgeoisie. Es wurde verkündet, dass der Kapitalismus nicht zerstört werden dürfe, dass er aber nur dann nützlich und vorteilhaft sein könne, wenn man ihm Grenzen setze. Deshalb wurden bei der Ausrufung der Volksrepublik keine wahllosen Enteignungen durchgeführt, sondern nur die Grossbanken und die Unternehmen des »bürokratischen Kapitals« verstaatlicht, obwohl dieses bereits von der Guomindang verstaatlicht worden war und von den »vier Familien« geleitet wurde. Auch hier liegt der Skandal nicht darin, einen Pakt und Kompromiss mit der Bourgeoisie geschlossen zu haben, die über die technischen und administrativen Mittel zur Führung der Unternehmen verfügte, sondern darin, dies als »Aufbau des Sozialismus« darzustellen.

Was Mao am meisten fürchtete, war der Aufstand der Arbeiter, das einzige, was seinen Triumph verhindern konnte. Die Arbeiterklasse in den Städten, die seit 1927 sich selbst überlassen war, begegnete der Ankunft der KPCh-Miliz mit Gleichgültigkeit und Misstrauen.

Trotz der Proklamationen gegen die Exzesse gab es von 1947 bis 1952 eine Zeit des Terrors gegen die reichen Grundbesitzer und Bauern als Reaktion auf das schreckliche Regime der Ausbeutung der Armen, die sich nun bewaffnet und mobilisiert fanden. Anstatt den Klassenkampf zu proklamieren, versuchte die KPCh mit allen Mitteln, ihn zu vermeiden.

Das riesige Agrarproblem

Zu Beginn der 1950er-Jahre war das ganze Land von der landwirtschaftlichen Produktion abhängig. Es war dringend notwendig, soziale Stabilität auf dem Lande zu schaffen. Reiche und arme Bauern profitierten von der Landverteilung auf Kosten der Grundbesitzer, der buddhistischen und taoistischen Tempel, der christlichen Kirche und anderer Gemeinschaften. Pro Person über 16 Jahren wurden zwei bis drei mu zugeteilt (1 mu = 1/15 eines Hektars). Das Land der mittleren und reichen Bauern blieb unangetastet, ebenso wie ihre Ernteüberschüsse, womit die Versprechen gebrochen wurden, die den armen Bauern 1947 gemacht worden waren, als ihre Mobilisierung gefordert worden war. Die Verteilung war jedoch eine kolossale Aufgabe: Fast die Hälfte der Anbaufläche (47 Millionen Hektar) wurde unter 300 Millionen Bauern aufgeteilt.

Trotz der Aussicht der KPCh, China zu einer modernen Industrienation zu machen, blieb es ein kleinbürgerliches Bauernland und hatte keine andere Möglichkeit, als diese Phase zu durchlaufen. Man begann jedoch sofort, Kapital für Investitionen und die Entwicklung der Industrie anzuhäufen. Hier stiess China auf jene Probleme, die die KPCh zu einer Spaltung über die verschiedenen Lösungswege führen sollten: Wie und wann sollte die extreme Parzellierung der Familienbetriebe auf dem Lande überwunden werden, die kaum für den Lebensunterhalt der Bauernfamilie ausreichte und den Kapitalfluss zwischen Stadt und Land und innerhalb des Landes verhinderte.

Im Jahr 1952 wurde das Produktionsniveau der Vorkriegszeit erreicht und die Wiederaufbauphase galt als abgeschlossen, da die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln erreicht war und die Menschen nicht mehr hungerten. Der Partei-Staat hatte weniger Probleme mit der Konzentration des industriellen Kapitals als mit der Konzentration des Agrarkapitals, da die KPCh völlig von der bäuerlichen Unterstützung abhängig war, die sie an die Macht gebracht hatte. Da das Monopol für die Verteilung der Rohstoffe in den Händen des Staates lag, hatte die Bourgeoisie keine Möglichkeit, sich der Verstaatlichung zu widersetzen, nicht zuletzt, weil die bürgerlichen Eigentümer, die formell zu Arbeitnehmern geworden waren, die Leitung ihrer Unternehmen sowie ein Aktienpaket davon behielten (der Rest lag in den Händen des Staates), dessen Dividenden sie jedes Jahr kassierten. Ende 1952 kontrollierte der Staat als alleiniger Anteilseigner oder Eigentümer oder durch die Veräusserung eines Teils der Anteile 76 % der Industrieproduktion, und der private nationale Kapitalismus war innerhalb von drei Jahren von 56 % auf 17 % gesunken. Ein grosser Teil der Staatsanleihen befand sich im Besitz von Industriellen und Händlern.

Es war die Politik des Staates, wie in Russland eine Schwerindustrie zu schaffen, die ein starkes industrielles Wachstum gewährleisten und die nationale Sicherheit garantieren würde. Aber die Entwicklung der Wirtschaft insgesamt konnte damit nicht Schritt halten. Die Landwirtschaft müsste einen Überschuss produzieren, der es ermöglicht, sowohl die Industrie mit genügend Rohstoffen und die Städte mit Nahrungsmitteln zu versorgen als auch in die Mechanisierung der Landwirtschaft zu investieren, deren technisches Instrumentarium sehr rückständig ist; aber eine Industrie, die in der Lage ist, Maschinen zu liefern, kann sich nicht entwickeln, solange die Volkswirtschaft nicht den notwendigen Überschuss produziert: das ist der Teufelskreis, in dem China gefangen war. Die Inanspruchnahme von Auslandshilfen bedeutete eine Beeinträchtigung der nationalen Unabhängigkeit, da keines der Länder, die solche Mittel zur Verfügung stellen konnten, bereit war, umsonst zu helfen. Bereits 1949 war die Präsenz ausländischen Kapitals in den verschiedenen Wirtschaftssektoren praktisch gleich Null. Die Bourgeoisie im Gefolge der Guomindang war nach Taiwan geflohen und hatte das gesamte Kapital und den grössten Teil der Handelsflotte mitgenommen.

Das einzige Land, mit dem ein Austausch von technischem Gerät gegen landwirtschaftliche Erzeugnisse stattfand, war Russland, das natürlich auch nichts verschenkt hat. Für Russland war es praktisch, dass China von ihm abhängig war, nicht zuletzt um es im Kalten Krieg auf seiner Seite zu halten. Doch die Entschlossenheit der Führung Pekings, seine Rolle als unabhängige Nation zu verteidigen, führte dazu, dass Russland Ende der 1950er-Jahre alle seine Techniker abzog und China mit der mühsamen Aufgabe der Entwicklung seiner eigenen Produktionsmittel, die es mit dem einzigen ihm zur Verfügung stehenden Kapital, dem Humankapital, in Angriff nahm, völlig isoliert in der Welt zurückliess.

Mit der Verwirklichung der Ziele des 1952 eingeleiteten Fünfjahresplans im Jahr 1957 erreichte das Wachstum sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft ein Höchsttempo: Die Industrieproduktion wuchs um 141 %, was im Vergleich zu den 25 % Wachstum in der Landwirtschaft China als ein Land anprangerte, das sich des Kapitalismus schuldig machte und der Menschheit mehr Eisen als Brot bot.

Die KPCh war sich darüber im Klaren, dass durch die Landreform viele Kleinbauern entstanden waren, die sich kaum selbst versorgen konnten und die kapitalistische Entwicklung und Akkumulation sowohl in den Städten als auch auf dem Lande verhinderten. Unmittelbar danach bildeten sich innerhalb der KPCh zwei Tendenzen heraus, die sich im Grunde nur durch die Geschwindigkeit unterschieden, mit der sie die Entwicklung des Agrarkapitals mit Hilfe von Lohnarbeitern und Maschinen fördern wollten. Es stimmt nicht, wie die bärtigen und bartlosen Westler glauben machen wollten, dass die eine Tendenz, die von Liu Shaoqi [Liu Chao-ki], pro-kapitalistisch und die andere, die von Mao, pro-sozialistisch war. Beide waren für die Entwicklung des Agrarkapitals, aber Chinas endlose Bauernschaft zwang zuerst zur Landteilung und dann zu Reformen für die Akkumulation und Konzentration im grossen Stil. Aus diesem Grund triumphierte die Tendenz von Mao über die von Liu und Deng Xiaoping [Teng Hsiao-ping], nicht ohne Momente der Konfrontation, bis in die zweite Hälfte der 1970er-Jahre. Mao war sich bewusst, dass sich seine Partei voll und ganz auf die Bauernschaft stützte und dass die freie Entfaltung der zweiten Phase der bürgerlichen Revolution der Enteignung und Konzentration zu sozialen Klassenkämpfen in der Bauernschaft selbst führen würde.

Die fortschrittlichste Massnahme, die eine kommunistische Revolution mit dem Proletariat an der Spitze nach der Machtübernahme in einem rückständigen Land wie China ergreifen müsste, um die kapitalistische Akkumulation so schnell wie möglich zu verwirklichen, wäre nicht die Aufteilung des Bodens, sondern seine Verstaatlichung; dies würde der Regierung eine Entscheidungs- und Kontrollbefugnis auf dem Lande geben, die sie sonst nicht hätte. So war es auch bei der russischen Revolution, die vom kommunistischen Proletariat in den Städten angeführt wurde, während die chinesische Revolution von der Bauernschaft angeführt und auf dem Lande ausgetragen wurde.

So sah sich China Anfang der 1950er-Jahre mit der dringenden Notwendigkeit konfrontiert, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, ohne jedoch die Entwicklung von Marktkräften und Wettbewerb zuzulassen, was zu einer raschen Enteignung und Proletarisierung der armen Bauern geführt hätte, mit dem daraus resultierenden Risiko, dass Millionen und Abermillionen von Enteigneten im Land umherziehen, die die entstehende Industrie nicht unterbringen konnte, was die Stabilität des jungen Staates und seiner Partei gefährdet hätte. Angesichts dieser Alternative entschied sich die chinesische Führung für die »Kollektivierung«, in der Hoffnung, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern und damit den Bauern auf weniger traumatische Weise und Schritt für Schritt von seinem Stück Land zu trennen. Die Kollektivierung bestand in der Förderung der Gründung von Kollektiven und Genossenschaften von 1953 bis 1957 und von Volkskommunen in den Jahren 1958-59.

In den Kollektiven schlossen sich vier oder fünf Familien zusammen, um sich gegenseitig ihre spärlichen Werkzeuge und Zugtiere sowie ihre eigene Arbeit zu leihen, um den chronischen Mangel an technischen Mitteln zu beheben. Die elementaren Genossenschaften, die so genannten halbsozialistischen, bestanden aus 20-30 Familien, die einen kleinen Teil des Landes für den Eigengebrauch behielten, den Rest verpachteten sie zusammen mit den Tieren und Geräten an die Genossenschaft, so dass das Eigentum innerhalb der Genossenschaft erhalten blieb. Die Mitglieder wurden im Verhältnis zu ihrer Arbeit verteilt. Die Genossenschaft arbeitete nach einem einheitlichen Plan.

Die fortschrittlichen oder »sozialistischen« Genossenschaften erlaubten kein Privateigentum an Grund und Boden und an den wichtigsten Produktionsmitteln, die von ihnen erworben wurden; sie erstreckten sich über die gesamte Fläche der Dörfer und bestanden aus 100 bis 300 Familien.

Ab 1957 erwies sich das Genossenschaftssystem als unzureichend, um die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern: Wann immer ein minimaler Überschuss zu vermarkten war, nutzten die Bauernfamilien diesen für ihre Gärten und ihre Nutztiere, zum Nachteil der Genossenschaft. Hinzu kam die Ohnmacht des Staates, die Produktion zu kontrollieren und vorzuschreiben, welche Arten ausgesät werden sollten. Der Staat konnte nur den Hebel bei den Steuern und Preisen ansetzen.

Der Verlust der Dynamik des kooperativen Systems und der Bruch mit Russland, der zur völligen Isolierung Chinas führte, waren der Grund dafür, dass die von Mao befürwortete Kampagne des Grossen Sprungs nach vorn und die Schaffung der Volkskommunen vorangetrieben wurden. Dies war nichts anderes als ein voluntaristischer Versuch, die Produktion zu steigern, indem man an die Mobilisierung und Aufopferung der Massen appellierte und versuchte, den Mangel an Technik durch einen Überfluss an Ideologie zu ersetzen.

Da bei den Bauern bereits eine grosse Bereitschaft vorhanden war, fiel es dem Staat zunächst nicht schwer, die Kommunen zu bilden. Dabei handelte es sich um eine autarke Gruppierung von Genossenschaften, die ihrerseits in Trupps und Brigaden unterteilt waren, die mit Genossenschaften des ersten bzw. zweiten Typs zusammenfielen. Die Gemeinden umfassten mehr als 4000 Familien und deckten sich im Allgemeinen mit den geografischen Grenzen der GemeindegebietXiang. Die Genossenschaften mussten alle Land- und Wasserressourcen an die Gemeinde abtreten. Privateigentum konnte nur gelegentlich genutzt werden, und Familiengrenzen wurden überschritten. Am Anfang gab es in der Presse Beispiele von Bauern, die in ihrem Enthusiasmus selbst die kleinsten Gegenstände des persönlichen Gebrauchs, wie z. B. Geschirr, für die Kommune spendeten und sogar Häuser abrissen, um aus dem Abfall kollektive Kantinen, Büros, Kindergärten usw. zu bauen, Funktionen, die die Kommune aufwertete. Ziel der Kommune war es auch, eine eigene Industrie zu schaffen. Man rechnete damit, dass die Ernte mit zwei Dritteln der verfügbaren Arbeitskräfte auf den Feldern eingebracht werden konnte, und so setzte die Kommune die überschüssigen Arbeitskräfte ein und baute mit den einfachsten Mitteln und ohne Maschinen in einer ameisenhaften Betriebsamkeit gigantische Infrastrukturen, Kanäle und Strassen.

Die Schaffung der Volkskommunen mit ihrer Autonomie sollte nicht als Verherrlichung, VerklärungApotheose des Volksstaates interpretiert werden: Die höchsten Autoritäten in der Kommune waren die Partei- und Staatskader, die als Transmissionsriemen zu den höheren Ebenen fungierten. Sie leiteten das Leben der Kommune und legten die Produktionspläne, die an die Mitglieder der Kommune zu verteilenden Gehälter usw. fest. Die marxistische Lesart ist folgende: Die soziale Mobilisierung des Grossen Sprungs nach vorn beruhte auf der soliden Basis der loyalen Kader, die die Vollstrecker waren und in der Lage, die übrige Bevölkerung zu integrieren; der Staat wollte daher in Friedenszeiten die eisernen Organisationssysteme einer Armee im Krieg wieder einführen und beibehalten. Wenn es eine Entschuldigung gab, dann für den diktatorischen Staat, nicht für den Volksstaat. Infolgedessen verlor der Bauer alle Freiheiten (Zeit, Arbeit, Methoden, Wahl der Kulturen), und das Individuum hörte auf, dem Clan oder der Familie anzugehören, und stellte sich in den Dienst des Staates, so dass kollektive Kantinen und andere Initiativen dieser Art verstärkt wurden. Mit anderen Worten: Der Staat musste in der Landwirtschaft genauso planen wie in der Industrie.

Unsere Partei hat sich nicht vom Mythos der Kollektivierung als nachkapitalistische Form blenden lassen, weil sie das Kapital nie als private Produktionsweise bezeichnet hat, sondern als eine, die auch ohne Kapitalisten auskommen kann. Der Weg zum Sozialismus ist im Wesentlichen durch die Entwicklung der Produktivkräfte und eine internationale Revolution gekennzeichnet, was in China nicht der Fall war.

Die Kommunen, wie sie in ihrer ursprünglichen Form konzipiert waren, sind gescheitert. Der Grund dafür ist, dass es sich um einen idealistischen Versuch handelt, die Produktivkräfte durch den Willen zu verändern. Kaum war die Bildung der Gemeinden abgeschlossen, traten Probleme auf. Zu Beginn war Peking etwas zurückhaltend, und die Richtlinien waren nicht konkret, nicht nur was die Organisation der Kommunen, sondern auch was die Beschlagnahmung des Privateigentums der Bauern anging. Die Bauern begrüssten die Abschaffung der Privatgrundstücke nicht. Die Gemeinden liefen Gefahr, die Gehälter nicht zahlen zu können. Im August 1959 wurden bereits die ersten Korrekturen angestrebt, doch die Probleme blieben ungelöst. Der hartnäckige Widerstand der Bauern und die daraus resultierenden Produktionsschwierigkeiten führten dazu, dass die Gemeinden in ihrer ursprünglichen Form zerfielen. Schliesslich wurde akzeptiert, dass die Grundeinheit der Gemeinde die Genossenschaft war, auf deren Grundlage Gewinne und Verluste berechnet wurden und die über die Verteilung der Erzeugnisse zu entscheiden hatte, und zwar zugunsten der privaten Grundstücke, die Ende 1959 5-20 % der Wirtschaft einer Gemeinde ausmachten. Darüber hinaus kam es 1960 und 1961 zu ausserordentlich verheerenden klimatischen Ereignissen, die die Ernten beeinträchtigten und Millionen von Menschen in der schlimmsten Hungersnot in der Geschichte der VR China verhungern liessen.

Bis 1962 hatten die Reformen die Gemeinden inhaltlich soweit ausgehöhlt, dass sie nur noch als Kontroll- und Koordinierungsinstrument dienten und nur die Unternehmen besassen, die ihren gesamten Zuständigkeitsbereich betrafen, sowie die staatliche Industrie, die in den 1950er-Jahren zunehmend in die Binnenregionen vordrang, um den Mangel an Verbindungswegen zu den Küstengebieten teilweise zu beheben. In der Landwirtschaft waren es nach wie vor die Genossenschaften, die leiteten und entschieden.

Interne Kämpfe im Partei-Staat

Die Strömung von Liu Shaoqi und Deng Xiaoping begann sich mit der Einführung von sanziyibao, »drei Freiheiten in einem Paket«[1], in der staatlichen Politik zu manifestieren. Die drei Freiheiten waren die Wiederherstellung privater Felder und die Möglichkeit, diese durch die Rodung von unbewirtschaftetem Land zu erweitern, die Möglichkeit, auf den ländlichen Märkten Produkte zu verkaufen, die nicht in den Besitz des Staates übergingen, und die Freiheit, kleine Familienunternehmen zu gründen, die die volle Verantwortung für ihre Gewinne oder Verluste übernehmen würden. Der Vertrag sah vor, dass die Produktionsquoten auf der Grundlage von Familien und nicht auf der Grundlage von Kollektiven festgelegt werden. Der berühmte Satz von Deng stammt aus dieser Zeit in den 1960er-Jahren: Ob die Katze nun schwarz oder weiss, Hauptsache ist, sie fängt Mäuse.

Nachdem diese Massnahmen zu Ergebnissen geführt hatten, begann Maos Politik, in den oberen Rängen der Partei Gegner zu finden. Der Anstieg der Produktionsraten bedeutete, dass die Bevölkerung für die Reformen empfänglicher war als für den maoistischen Stachanowismus. Auch die Industrie erholte sich nach der Agrarkrise der 1960er- und 61er-Jahre, die sich aufgrund des Mangels an Rohstoffen und Subsistenzmitteln auch auf die Industrie übertragen hatte.

In den Jahren 1966 und 1967 gab die maoistische Strömung in einem verzweifelten Versuch, innerhalb des Parteistaates zu überleben, die Parole aus, den verräterischen Revisionismus zu bekämpfen. Mao fand nur in der Studentenwelt und bei den Lehrern Unterstützung, aber die Ereignisse der Kulturrevolution lassen sich sicherlich nicht nur mit der Unterstützung des studentischen Milieus erklären: Die Säuberungen, die der Maoismus innerhalb der Partei durchführte, waren von einem solchen Ausmass, dass sie nur die Unterstützung der Armee gewinnen konnten, in der Mao immer noch als Anführer galt.

Die Kulturrevolution, die begonnen hatte und vorgab, nichts weiter als ein Streit zwischen Fraktionen innerhalb des Parteiapparats zu sein, hatte, obwohl sie bitter und blutig war, keine Auswirkungen auf das produktive Leben des Landes, bis die Arbeiter und Bauern auf den Plan traten. Die Arbeiter fühlten sich von den spartanischen Aufrufen der studentischen Rotgardisten nicht angesprochen, die im Gegenteil nichts gegen die ausbeuterischen Bedingungen in den Fabriken sagten. Die Roten Garden wurden in die Provinzen geschickt, um die bürgerlichen und konterrevolutionären Mitglieder der örtlichen Parteikomitees zu säubern, die sich mit der Unterstützung Pekings und der Armee allmächtig fühlten. Es gab Selbstmorde und Attentate auf die zu säubernden Kader.

Angesichts dieser Situation fanden die lokalen Komitees in den Provinzen kein besseres Mittel, als die Arbeitermassen gegen die Roten Garden zu organisieren, ein Moment, in dem die soziale Disziplin zusammenbrach und den die Arbeiter nutzten, um instinktiv ihre eigenen Interessen, höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen zu fordern, da sie sich mit keiner der beiden im Staat kämpfenden Banden identifizierten. Die Streiks breiteten sich auf die gesamte Produktion des Landes aus. Angesichts der schwindenden Stärke und Disziplin des Partei- und Staatsapparats beschlossen die Bauern, die gesamte Ernte zu beschlagnahmen und die staatlichen Kornkammern leer zu lassen. Die herrschende Unordnung und Anarchie veranlasste die Armee, die Macht und das gesamte zivile Leben in die eigenen Hände zu nehmen: Nur durch die Unterdrückung mit eiserner Hand konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. Die Maoisten haben gesiegt, aber die meisten der höchsten Ämter des Staates sind mit Militärs besetzt.

Deng Xiaoping, der während der Kulturrevolution im Schatten gestanden hatte, wurde 1972 zusammen mit den anderen Mitgliedern der »offenen« Linie schrittweise rehabilitiert. Zu dieser Zeit wurden diplomatische Beziehungen zu den USA aufgenommen, und die Bedeutung Chinas im internationalen Kontext begann sich zu festigen. Nach dem Tod Maos 1976, der seit einigen Jahren auch körperlich geschwächt war, versuchte die »Viererbande« in einem letzten Versuch, die Macht zurückzuerobern, doch sie wurde besiegt, und die Bestätigung Deng Xiaopings an der Spitze des Staates läutete eine Phase der wirtschaftlichen Reformen und der Öffnung gegenüber dem Ausland ein, die bis heute andauert, ein langer und komplexer Prozess, der der sprichwörtlichen chinesischen Geduld zur Ehre gereicht, ein notwendiger Weg für die Entwicklung einer so grossen Bevölkerungsmasse und bei der Ausdehnung des Territoriums.

Die unter Deng eingeleiteten Agrarreformen, die Liberalisierung der Preise, die Abschaffung des Gemeindesystems und die Stärkung der Familienbetriebe haben die landwirtschaftliche Produktivität in China erheblich gesteigert. Die Zahlen sind noch weit entfernt von denen westlicher Länder, in denen der Anteil der in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeitskräfte minimal ist und selten 10 % übersteigt, während er in China immer noch auf 58 % der Gesamtbevölkerung geschätzt wird.

China betritt das imperialistische Schachbrett

Ob und wie begründet die Befürchtungen des Maoismus waren, dass die Öffnung des Landes es den Ausländern ausliefern würde, lässt sich auch heute nicht mit Sicherheit beantworten. Gegenwärtig gibt es einen gigantischen Konflikt zwischen China, das für sein Werden zu einer grossen Weltmacht kämpft, und den alten und bereits etablierten Imperialismen, mit den USA an der Spitze. China muss mit westlichem Kapital und westlicher Technologie in Kontakt kommen und dabei seine Autonomie so wenig wie möglich beeinträchtigen, während der alte Imperialismus mit seinen internationalen Institutionen und seiner Weltwirtschaftsordnung verlangt, dass China den ihm zugewiesenen Platz einnimmt, ohne ihn zu überschreiten. Die Spannungen, die durch dieses Aufeinandertreffen entstehen, äussern sich von Zeit zu Zeit in Handelskrisen zwischen China und den USA, in Machtdemonstrationen beider Seiten, die die Taiwan-Frage ausnutzen, oder in westlichen Anprangerungen von »Menschenrechtsverletzungen«, als ob diese ein Monopol der chinesischen Regierung wären und die westlichen Staaten saubere Hände hätten.

Die wichtigste Karte, die China in dieser Konfrontation ausspielen kann, die im Moment nicht über das wirtschaftlich-diplomatisch-politische hinausgeht, ist das Potenzial seines Binnenmarktes mit mehr als 1,2 Milliarden Menschen, das in den Augen der Kapitalisten aller Länder leuchtet und ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Dies ermöglicht es China, ausländischen Investitionen Bedingungen aufzuerlegen, die die investierenden Unternehmen andernfalls nicht akzeptieren würden. Multinationale Unternehmen, die in China investieren, beklagen sich oft über bürokratische Hindernisse, Voreingenommenheit im Justizsystem, gebrochene Versprechen usw., aber nicht wenige haben einen Stützpunkt in China eröffnet, in der Hoffnung, eines Tages mit allen Freiheiten in das Land eintreten zu können. Statistisch gesehen stammten drei Fünftel der ausländischen Direktinvestitionen in China zwischen 1979 und 1995 aus Hongkong, Macao und Taiwan, was darauf schliessen lässt, dass man, um in China Geschäfte machen zu können, die Sprache beherrschen, Kontakte pflegen und über angemessene Verbindungen verfügen muss, um nicht ausgeschlossen zu werden. Die Chinesen, die unter der technischen Überlegenheit des Westens zu leiden hatten, wussten seit langem, wie man die Kunst der Täuschung entwickelt, auch wenn es die Kanonen waren, die dominierten.

Um die Entwicklung dieses Konflikts zwischen dem internationalen Kapital, das China eindämmen will, und China, das sich als Grossmacht profilieren will, zu analysieren, muss man sich die Wirtschaftsdaten (Schulden, Investitionen, Handelsbilanz usw.) ansehen, aber auch die Militärpolitik, die die westliche Bourgeoisie so beunruhigt.

Das chinesische Proletariat hingegen muss sich mit der unausweichlichen Dynamik der kapitalistischen Produktionsweise befassen, sei sie nun chinesisch, amerikanisch, europäisch oder japanisch, die dazu neigt, die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse auf das äusserste Minimum zu reduzieren. Ohne eine arbeiterklassenmässige Alternative, zumindest auf gewerkschaftlicher Ebene, wird es unmöglich sein, den unersättlichen Appetit des Kapitals auf proletarisches Blut und Schweiss zu zügeln: ob mit oder ohne allgemeinem Wahlrecht, die Bedürfnisse des Kapitals sind die gleichen. Die Emanzipation des Proletariats erfolgt durch die Zerstörung des Kapitalismus, durch die Unabhängigkeit seines politischen Regimes zu diesem Zweck, durch die notwendige Führung der Kommunistischen Partei in der proletarischen Revolution.

Fussnoten:
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  1. In der italienischen Vorlage war fälschlicherweise von »dreissig Freiheiten« die Rede, es handelte sich aber lediglich um drei. 三自一包, San zi yi bao, lässt sich wörtlich mit »drei in einem Paket« übersetzen und bedeutete »die Ausweitung von Grundstücken für den privaten Gebrauch und von freien Märkten, die Zunahme von Kleinunternehmen mit alleiniger Verantwortung für ihre eigenen Gewinne oder Verluste und die Festlegung von Produktionsquoten für einzelne Haushalte, wobei jeder für sich selbst verantwortlich ist«. (zitiert nach »Peking Review«, № 11 vom 14. 3. 1975, eigene Übersetzung aus dem Englischen). sinistra.net[⤒]


Source: «IL PARTITO COMUNISTA», September 1997, Anno XXIV-№ 252. Deutsche Übersetzung: sinistra.net, 2021.

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