IBKL – Internationale Bibliothek der Kommunistischen Linken
[home] [content] [end] [search] [print]


FASCHISMUS UND DEMOKRATIE: ZWEI GESICHTER DER BOURGEOISIE


Content:

Faschismus und Demokratie: zwei Gesichter der Bourgeoisie
Source


Faschismus und Demokratie: zwei Gesichter der Bourgeoisie

Die Lebensbedingungen des Proletariats verschlechtern sich, und im Hinblick auf weitere Krisen und Internationale Konflikte wird sich die Ausbeutung noch verschärfen. Die Internationale Bourgeoise liefert sich nicht nur einen immer unerbittlicheren Konkurrenzkampf, sondern bereitet sich auch auf einen neuen imperialistischen Weltkrieg vor: Hierfür muss sie eine Straffung der sozialen Disziplin durchsetzen.

Um dem Klassenkampf, der daraus hervorgehen wird, zuvorzukommen, baut die Bourgeoise Ihren staatlichen Gewaltapparat aus. Überwachung und polizeiliche Unterdrückung nehmen ständig zu. Als Begleitmusik zu dieser Zunahme ihres Gewaltpotentials entfesselt die Bourgeoise eine lärmende »antifaschistische« und »antitotalitäre« Propagandawelle. Sie zetert gegen »jede« Gewalt.

Es handelt sich dabei nicht allein um den Versuch, diese Steigerung des Gewaltpotentials hinter Phrasen zu vertuschen, sondern auch um eine Einschüchterungskampagne. Die bürgerliche Ausschlachtung der Nazi-Zeit ist im Grunde eine Warnung an das Proletariat: Solltest Du wieder dein Haupt erheben, so wird wieder losgeschlagen wie damals! So ergänzen sich die antifaschistische Kampagne der Bourgeoise und die Umtriebe der Neo-Nazis. Beide verfolgen das gleiche Ziel: das Proletariat einzuschüchtern, es vorbeugend von Anwendung seiner Klassengewalt abzulenken und abzuhalten.

Es hat daher keinen Sinn, an den bürgerlichen Staat gegen die Faschisten zu appellieren, vom bürgerlichen Staat das Verbot oder die Entwaffnung der Faschisten zu fordern. Das wirkt desorganisierend auf das Proletariat, dient nur der Verschleierung der Tatsache, dass Demokratie und Faschismus zwei Kampfmethoden und Herrschaftsformen der Bourgeoise sind. Und das dient auch der Verschleierung der Tatsache, dass die Demokratie, die sich nach dem zweiten Weltkrieg wieder errichtete, sich die Erfahrungen des Faschismus zu eigen machte und sich auf alle konterrevolutionären Errungenschaften des Faschismus stützen konnte. Wie dieser verfolgt sie mit allen Mitteln der Gewalt, des Reformismus und damit einhergehend der Integration der gewerkschaftlichen Organisationen in die staatliche Politik die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens und der Klassenzusammenarbeit.

Durch die Appelle an den bürgerlichen Staat, durch den (übrigens jederzeit und erwiesenermassen illusorischen und erfolglosen) Versuch, die »Demokratie gegen den Faschismus« zu verteidigen, geht man nur bewusst oder unbewusst der Bourgeoise auf den Leim und ordnet das Proletariat der scheinbar friedfertigen Methode seiner Unterdrückung unter. Wie das Beispiel Italiens, Deutschlands und Spaniens in den 20er und 30er Jahren lehrt, ist das Ergebnis die programmatische, politische und physische Entwaffnung des Proletariats. Wenn das Proletariat durch die materiellen Verhältnisse zum Kampf gezwungen wird, wird es zunächst vom demokratischen Staat mit blutiger Gewalt geschlagen (Deutschland 1918-23, Italien 1921-22 Hand in Hand mit Mussolinis Banden, Spanien 1933-38 selbst im Laufe des »Bürgerkriegs gegen den Faschismus«!), um dann, nachdem es wehrlos gemacht wurde, von den Faschisten den Gnadenstoss zu erhalten.

Die Alternative kann daher niemals heissen: Entweder Demokratie oder Faschismus, sondern nur: Entweder Kapitalismus oder Kommunismus, d.h. entweder Diktatur der Bourgeoise, die in demokratischer oder faschistischer Form den Kapitalismus schützt, oder Diktatur des Proletariats, um den Kapitalismus zu zerschlagen und die kommunistische Weltwirtschaft zu errichten. Das Proletariat kann den Faschismus daher nur bekämpfen, wenn es gegen die bürgerliche Herrschaft insgesamt, also gegen den bürgerlichen Staat kämpft. Das ist der Leitstern für jede einzelne Aktion und Forderung. Man kann das Proletariat nicht schützen, indem man es politisch entwaffnet. Man kann die faschistischen Banden nicht dadurch schwächen, dass man Illusionen über den bürgerlichen Staat, der immer und heute mehr denn je die wesentliche Festung der Bourgeoisie ist, verbreitet und diesen Staat stärken hilft. Die Frage steht auf dem Boden der Gewalt einer Klasse gegen die andere. Faschistische Schläge kann man nur durch den proletarischen Selbstschutz abwehren; die Faschisten kann man nur durch die offensive proletarische Gewalt schlagen.

Ist man, wie heute, dazu noch nicht in der Lage, so muss man arbeiten, um die politischen Bedingungen dafür zu schaffen, bzw. das Proletariat darauf vorzubereiten. Und die erste Bedingung hierfür ist der Bruch der Arbeiterklasse mit der Demokratie und dem Reformismus: Also der politische Kampf – auch im Laufe der ökonomischen Kämpfe und anknüpfend an die allerunmittelbarsten Interessen der Arbeiter –, um diesen Bruch zu ermöglichen, zu beschleunigen und zu vertiefen. Dadurch wird die Klassenbewegung des Proletariats, die aus den Widersprüchen des Kapitalismus wieder hervorgehen wird, in der Lage sein, den Sieg zu erringen, anstatt wieder von Faschismus und Demokratie geschlagen zu werden.

Was die sogenannten »Linken« heute betreiben, ist im Gegenteil die Ablenkung der eigenen Militanten und des Proletariats vom bürgerlichen Staat auf die faschistischen Banden. Sie betreiben demokratischen, sprich bürgerlichen Antifaschismus. Und wie verkommen dieser ist, zeigt sich daran, dass sie vom politischen Kampf auf Rockveranstaltungen (»Rock gegen Rechts!«) und Friedensmärsche ablenken.

– Für die Kampfeinheit des Proletariats gegen alle Angriffe auf die Arbeits- und Lebensbedingungen!

– Für die Organisierung des proletarischen Selbstschutzes!

– Für den proletarischen Klassenkampf!

– Für die proletarische Weltrevolution! Für die Diktatur des Proletariats! Für den Kommunismus!


Source: »Proletarier«, Nr.5, Sept.–Okt. 1979, S. 1

[top] [home] [mail] [search]