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REVOLUTION UND KONTERREVOLUTION IN RUSSLAND


Content:

Revolution und Konterrevolution in Russland
Einleitung zur ersten deutschen Auflage, 1972
Vorwort zur zweiten deutschen Auflage, 1976
Warum Russland nicht sozialistisch ist
Der Marxismus und Russland
Notes
Source


Revolution und Konterrevolution in Russland

Einleitung zur ersten deutschen Auflage, 1972

Der vorstehende Artikel, der bereits in unserer italienischen und französischen Presse erschien, ist eine kurze Zusammenfassung der Arbeiten, die unsere Partei über Russland veröffentlicht hat, bis heute aber nur in italienischer und französischer Sprache. Wir nannten ihn »Warum Russland nicht sozialistisch ist«, und dieses Warum hat einen doppelten, einen sowohl kritischen als auch historischen, für den Marxismus untrennbaren Sinn. Warum behaupten wir, dass es in Russland keine Spur von Sozialismus gibt, und warum konnte es nach der Oktoberrevolution so werden? Es handelt sich also keineswegs um eine akademische Abhandlung: in dem jahrzehntelangen Kampf, den unsere Bewegung für die Verteidigung und Wiederbehauptung der einheitlichen marxistischen Theorie und des kommunistischen Programms geführt hat und täglich weiterführt, war die genaue Analyse und Einschätzung der »Sowjetunion« eine der Kernfragen.

Vor fünfundzwanzig Jahren erschien unsere Behauptung, dass Russland nicht das geringste mit dem Sozialismus zu tun habe, als absurd und wurde entsprechend empfangen. War doch der Sozialismus in Russland der breiteste Gemeinplatz der »öffentlichen Meinung«, ein allgemein anerkannter und unantastbarer Glaubensartikel. Nicht nur, dass unsere schwache Stimme vom Gebrüll sowohl der Anhänger als auch der Feinde dieses »Sozialismus« übertönt wurde: selbst bei denen, die sie erreichte, traf sie nur Unverständnis und Hohn. Das lenkte uns jedoch nicht ab. Wir waren uns bewusst, dass in einer Periode der Konterrevolution – und wir lebten und leben noch immer unter dem schwersten Rückschlag, den die proletarische Bewegung je erlitten hat – selbst die einfachsten marxistischen Begriffe den breiten Massen unzugänglich sind. Zweitens wussten wir ebensogut, dass die Geschichte selbst, in ihrer eisernen Notwendigkeit, unsere Beweisführung mit »schlagenden« Argumenten bestätigen würde. Das enthob uns keineswegs der Pflicht, diesen theoretischen Kampf mit äusserster Kraft zu führen. Nur die vollständige Wiederherstellung der marxistischen Theorie kann die Grundlage für das Wiederaufflammen der revolutionären proletarischen Bewegung liefern, zieht ja die kommunistische Partei ihre Kraft aus dem notwendigen Zusammentreffen ihres theoretischen Bewusstseins und ihrer Voraussehung mit der Entwicklung der Geschichte und der Klassenkämpfe. Die täglichen Kämpfe der Arbeiter werden durch die soziale Krise, durch die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft hervorgerufen. Niemand kann diese Kämpfe künstlich erzeugen oder anspornen; die Partei kann (und muss!) nur versuchen, ihnen die kommunistische Richtung und Organisation zu geben. Das Mass, in dem ihr dies gelingt, hängt von der jeweiligen Lage ab. Aber die Behauptung des historischen Zieles des Proletariats – das nicht frei von einem »grossen Geist« erfunden wurde, sondern aus der objektiven Tendenz der geschichtlichen Entwicklung entspringt – ist eine konstante Aufgabe der Partei, welches auch die Lage und das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen sein mag. Denn nur auf Grund einer klaren Erkenntnis des proletarischen Zieles ist es möglich, die Arbeiterklasse zur Erfüllung ihrer historischen Aufgabe zu erziehen und alle Teilkämpfe zum Gesamtkampf zusammenzuschmelzen. »Das Endziel, was es immer sei, ist mir nichts: die Bewegung alles«, war ja stets – schon vor Bernstein – der Kriegsschrei des Opportunismus, während für den Marxismus erst das Erkennen seines Zieles und das Streben danach das Proletariat zu einer Klasse macht.

Nun, die Frage über das Bestehen oder Nichtbestehen des Sozialismus in Russland schliesst eine weitere ein, die selbst für eine winzige Minderheit der Klasse heute unverständlicher denn je ist: wie und aufgrund welcher Eigenschaften erkennt man den Sozialismus? Oder mit anderen Worten: wofür kämpft das Proletariat und was muss das Proletariat erobern? Eine Frage, die de facto erscheinen könnte (und so wäre es, wenn wir nicht in dem tiefsten Abgrund der Konterrevolution leben würden), wird damit zu einer prinzipiellen Frage, die uns auf die theoretischen und also auch programmatischen Grundlagen des revolutionären Kommunismus zurückführt. Das ist der Grund, warum unsere lange Parteiarbeit über die wirtschaftliche und soziale Struktur Russlands ein Bestandteil unserer Aufgabe ist, das ABC unserer Theorie in ihrer Unabänderlichkeit wiederherzustellen. Es ist kein intellektualistischer Luxus, es ist eine Notwendigkeit, die, da sie die Existenz einer organisierten kommunistischen Avantgarde selbst einbezieht, wohl als eine praktische Frage bezeichnet werden kann: »ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Bewegung«!

Wir haben wiederholt mit den »Waffen der Kritik« – Voraussetzung einer sicherlich nicht nahen »Kritik der Waffen« – mit den russischen »Theoretikern« des »Sozialismus in einem einzigen Lande« abrechnen müssen, zumal sie immer versucht haben, eine von den Zwängen der kapitalistischen Akkumulation diktierte Politik irgendwie vor dem Marxismus zu rechtfertigen, mit dem Ergebnis, einen bis zur Unkenntlichkeit entstellten Marxismus zu hinterlassen. Es ist dieser Pseudomarxismus, der keine Unterschiede zwischen Sozialismus und Kapitalismus mehr kennt und bürgerliche Politik für proletarische Politik ausgibt, der die ideologische Grundlage dafür liefert, dass auch »antistalinistischen« Gruppen und Strömungen erlaubt, das sozialistische Etikett nicht nur für Russland und Satelliten zu verwenden, sondern auch für China und darüberhinaus auch für Kuba, Ägypten, Lybien usw. usf.: die letzte politische, wirtschaftliche und soziale Grenze zwischen einem sogenannten Sozialismus und dem unversehrten, unmaskierten Weltkapitalismus wird somit durchschritten.

• • •

Es wird hier in knapper, aber ausreichender Form das zusammengefasst, was wir eingehend in mehreren grundlegenden Texten behandelt haben, wie z. B. im Text »Zwiesprache mit Stalin« (»Dialogato con Stalin«, 1953, französische Übersetzung »Dialogue avec Staline« in der Nr. 8 von »Programme Communiste«, 1959), im Text »Zwiesprache mit den Toten: der XX. Kongress der KP der UdSSR« (»Dialogato coi morti«, 1956; französische Übersetzung »Dialogue avec les morts«, 1957), in der langen Serie von Artikeln, die in unserer italienischen Zeitung »Il Programma Comunista« unter den Titeln »Russland und Revolution in der marxistischen Lehre« und »Wirtschaftliche und soziale Struktur des heutigen Russland« (»Struttura economica e sociale della Russia d’oggi« 1954–55 und 1955–57) und in der französischen Broschüre »Bilanz einer Revolution« (»«Bilan d’une révolution«,1967). Einige zusätzliche Bemerkungen sind jedoch notwendig.

Um die erwähnten Fragen zu beantworten, muss man auf die marxistische Auffassung des historischen Prozesses zurückgreifen, der von der kapitalistischen Produktionsweise zu ihrem Gegensatz, zur vergesellschafteten und vollständig kommunistischen Produktionsweise führt. Dieser Prozess wurde vor allem in der »Kritik des Gothaer Programms« von Marx und in »Staat und Revolution« von Lenin skizziert. Vom Kapitalismus zum vollständigen Kommunismus kann man nicht mit einem Sprung »von heute auf morgen« übergehen. Der höhere Kommunismus ist das Gemeinwesen der gesamten menschlichen Spezies, eine Gesellschaft, zu der jeder nach seinen Fähigkeiten beiträgt und von der jeder das bekommt, was er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt. Das geschieht im Rahmen von Produktions- und Verteilungsverhältnissen, die nicht mehr marktwirtschaftlich und zwangsmässig sind, d. h. nichtmehr den Wert- und Geldgesetzen ausgesetzt sind: Produktion und Verteilung werden einheitlich und zentral bestimmt und organisiert und richten sich nach den Kriterien des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur und der Befriedigung der Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft. Zunächst wird man aber nicht mit diesem höheren Kommunismus zu tun haben, mit einer kommunistischen Gesellschaft,
»wie sie sich auf ihrer eignen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht, also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft« (Marx).
Diese, die untere Phase, regelt die gesellschaftliche Arbeit und die Verteilung nach dem Prinzip: Keiner kann etwas ausser seiner Arbeit geben; jeder darf nur soviel konsumieren, wie er gearbeitet hat. D. h. die marktwirtschaftlichen Verhältnisse werden beseitigt, jeder Produzent erhält von der Gesellschaft einen Schein und zieht mit diesem Schein aus dem gesellschaftlichen Vorrat an Konsumtionsmitteln soviel heraus, wie er an Arbeit geliefert hat. Privateigentum, Mehrwert, Profit, Akkumulation von Kapital sind aufgehoben, nur noch der Wert der Arbeit bleibt Massstab für die Verteilung. In dieser unteren Phase ist die kommunistische Gesellschaft demzufolge noch nicht frei vom bürgerlichen Recht, sie sieht alle Individuen als gleich an und erkennt nicht die natürlichen gegebenen Fähigkeits- und Leistungsunterschiede an. Diese Übergangsphase des unteren Kommunismus ist aber wiederum nur möglich, wenn ihr ein politischer Umwälzungsprozess vorhergegangen ist, also eine Phase, deren Wesenszüge sind: die gewaltsame Zerstörung des kapitalistischen Herrschaftsapparates, die revolutionäre Machteroberung durch die in der Partei organisierte Arbeiterklasse, die von dieser Partei geführte und ausgeübte Diktatur gegen die kapitalistischen Klassen, die vom politischen Leben ausgeschlossen werden. Das ist ein »vertikaler« sozial-politischer Zusammenbruch, der Ausgangspunkt eines Veränderungsprozesses, der dagegen nur graduell sein kann, denn man kann weder die Klassen als physische Wirklichkeit, noch das Lohnverhältnis plötzlich oder… durch Diktat abschaffen.

In dieser Phase kontrolliert die proletarische Macht – die kommunistische Diktatur – eine Wirtschaft, die, wenn auch in abnehmenden Masse, so doch eine marktwirtschaftliche Verteilung einschliesst, und sogar Formen der privaten Verfügung sowohl über die Produkte als auch über die weniger konzentrierten Produktionsmittel zulässt. Sozialistisch ist die diktatorische Staatsmacht, die nicht die bestehenden Produktionsverhältnisse, sondern die um deren Zerstörung kämpfende Klasse vertritt. Die Wirtschaft ist noch nicht und kann noch nicht sozialistisch sein.

In den Ländern, in denen, wie in Russland 1917, zerstreute, wenn auch konzentrierte Inseln von Industriekapitalismus in einem Meer von vorkapitalistischer Produktion und in manchen Gebieten sogar von einer patriarchalischen Naturalwirtschaft bestehen, und in welchen die konsequente bürgerliche Revolution im Rahmen eines auf Weltebene (Russland 1917) oder auf kontinentaler Ebene (Deutschland 1848) siegreichen Kapitalismus noch zu Ende geführt werden muss, wird das Proletariat im Bündnis mit den von ihm organisierten und mitgerissenen Kleinbauern einer doppelten geschichtlichen Aufgabe gegenübergestellt: der revolutionären, diktatorischen Machtergreifung und der Verallgemeinerung – mit der lebensnotwendigen Unterstützung der rein proletarischen kommunistischen Revolution in den industriell fortgeschrittenen Ländern – der für die sozialistische Umwandlung der Wirtschaft unentbehrlichen Grundlagen. Das bedeutet jedoch keinesfalls den Aufbau des Sozialismus in den Grenzen eines einzigen Landes, sondern, mittels der »despotischen Eingriffe«, von denen das »Kommunistische Manifest« von 1848 spricht, die Einleitung eines Übergangs von vor- und mikrokapitalistischen Produktionsformen in Stadt und Land, in Industrie und Landwirtschaft zu den entwickelten, zentralisierten, kapitalistischen Formen, die dem qualitativen Sprung zum Sozialismus am nächsten sind (und dennoch kapitalistisch bleiben): der von Lenin in der Rede über die Naturalsteuer 1921 vorausgesehene Übergang zum grossen Staatsindustrialismus oder Staatskapitalismus, der sich auf den Trümmern der rückständigen Kleinproduktion vollzieht.

Dieser Prozess, der auf keinen Fall aus der Perspektive der Geschichte durchgestrichen werden kann, kann rasch oder langsam sein, je nach der raschen oder langsamen Ausdehnung der Revolution auf Weltebene. Diese kann in rückständigen Ländern sogar Phasen überspringen oder höchst geschwind durchlaufen, wenn sie im Rahmen des von Lenin geforderten Weltplans aus einer gleichzeitig in den fortgeschrittenen Ländern siegreichen rein proletarischen Revolution die materiellen, technischen, kulturellen Mittel entnehmen kann, über die das Land nicht verfügt.

Noch vielmehr als im superbürgerlichen Westen, müssen wir in den Gebieten der doppelten Revolution wie Russland 1917 den Sozialismus in dieser Phase nicht in der Wirtschaft suchen – die in dem einen Fall zum Sozialismus, in dem anderen zu einer notwendigen kapitalistischen Grundlage aufsteigt und in keinem Fall sozialistisch ist –, sondern in dem Staat, in seiner politischen Führung, in dem mit seiner effektiven und nicht nur wörtlichen Aktion verfolgten Endziel: in der Unterwerfung des Staates unter die allgemeinen Interessen der Weltrevolution, in seinem nicht rhetorischen, sondern organischen Internationalismus als Ausdruck der herrschenden, an sich internationalen Klasse und ihres Kampfes, der sich naturgemäss nicht in politische oder geographische Grenzen einschränken lässt.

Unsere Kritik des Stalinismus (die mindestens bis auf 1926 zurückgreift) geht der Verurteilung des nicht sozialistischen Charakters der russischen Wirtschaft weit voraus, und zwar nicht zufällig, sondern gerade, weil sie die Frage an ihren Wurzeln packte und in der Richtung, die der Stalinismus dem Staat verlieh, einen Klassenbruch erkannte, der sich in einem Prinzipienbruch widerspiegelte. Ein proletarischer Staat, der den Willen erklärt, allein und selbständig den Sozialismus aufbauen zu wollen – erst recht in einem wirtschaftlich rückständigen Land – zerreisst in Wirklichkeit jedes Band, das ihn mit den dringenden Bedürfnissen des Kampfes um den Kommunismus nicht nur bindet, sondern auch unterwirft. Man sollte nicht vergessen, dass diese Richtung die unheilbare Erniedrigung der kommunistischen Parteien aller Länder zur gemeinsamen Rolle zuerst der demokratisch-parlamentarischen Volksparteien und später der patriotischen Regierungsparteien zur Folge hatte. Ein solcher Staat weist keinen dem Sozialismus oder Kommunismus eigenen Charakter auf: im Inland führt er die Verbreitung des Kapitalismus weiter, jedoch nunmehr ohne sozialistische Zielsetzung und nicht mehr unter der Führung der Staatsorganisation des siegreichen Proletariats, sondern im Interesse und unter dem Druck der kleinbürgerlichen Schichten, der Bourgeoisie schlechthin und vor allem des Weltkapitalismus. Entsprechend der von Lenin bereits 1921 formulierten Voraussage – die Trotzki in seinem unvergesslichen Kampf von 1926 wiederaufgriff – wurde dieser Staat in einer historischen Wende zur Beute des Weltkapitals. Er wurde es, als das zeitweilige Bündnis des Proletariats mit den Bauern brach und sich die Alternative stellte: entweder zwingt das erste die zweiten unter seine Diktatur (was leider nicht gelang) oder die zweiten unterwerfen das erste, besser gesagt dienen als Druck für die Unterwerfung des Proletariats unter den Kapitalismus, wie es leider geschah.

Die schändliche stalinistische Fälschung ist deswegen eine doppelte, aber ihre beiden Aspekte sind eng miteinander verstrickt: es ist falsch, dass es in Russland im wirklichen d. h. im ökonomischen und sozialen Sinn »Sozialismus« gäbe, und das besagt an sich noch nicht viel; es ist falsch, dass das Proletariat durch seine Partei an der Macht sei, und das besagt alles. Das besagt nämlich, dass man in Russland nicht auf den Sozialismus hinmaschiert, dass die Transformation im kapitalistischen Sinne nicht mehr wie unter Lenin den Versuch einer Planung und Kontrolle (und daher auch einer Zentralisation) des Kapitalismus darstellt, um die Macht bis zum Ausbruch der Revolution in den entwickelten Ländern zu erhalten und gleichzeitig die Vorbedingungen der Einführung des Sozialismus zu schaffen. Nein, die kapitalistische Transformation unter Stalin ist Selbstzweck; Kontroll- und Planungsmassnahmen mussten dementsprechend auch unter dem Druck der inneren bürgerlichen und kleinbürgerlichen Kräfte sowie unter dem Aussendruck des Weltmarkts beseitigt werden, sobald die ersten und schwierigsten Hindernisse der ursprünglichen Akkumulation überwunden worden waren: der stalinistische »Despotismus« in der Wirtschaft bedeutet nichts anderes als der Eingriff des Staates, der zentralen Gewalt, die in jeder zum Kapitalismus strebenden Nation eine entscheidende wirtschaftliche Kraft war und ist (Marx)[1].

Diese kurz zusammengefasste Stellung steht allen anderen, selbst denen der trotzkistischen Kritiker des Stalinismus, diametral entgegen. Über die anderen Demokraten, Anarchisten und »Rätesozialisten« braucht man nicht zu sprechen[2]; diese gehören in die allgemeine Kategorie der demokratischen Kritiker nicht nur des Stalinismus, sondern des revolutionären Marxismus.

Sie stehen diametral entgegen erstens, weil die trotzkistische Position mit der stalinistischen übereinstimmt (oder dazu neigt), indem sie die wirtschaftliche Grundlage des heutigen russischen Regimes für sozialistisch oder, in einer vorsichtigeren Variante, für postkapitalistisch erklärt (Übergangswirtschaft: der Marxismus aber verneint, dass es zwischen Kapitalismus und Sozialismus eine Übergangswirtschaft gebe; der Übergang besteht in der politischen Diktatur). Dabei berufen sich die Trotzkisten auf die Verstaatlichung oder Nationalisierung der Produktionsmittel. Dies entspricht einerseits nicht der Wirklichkeit, da auf dem Lande – wenn wir uns auf den makroskopischen Fall der Landwirtschaft beschränken – nicht nur das Privateigentum über das Bauernhaus und den Kleingarten wiederhergestellt wurde (und die Verfügung über das Produkt ist privat), sondern man hat sogar die Nutzniessung des Bodens durch den Kolchos gesetzlich verewigt (was effektiv einem unumschränkten Eigentum gleich ist). Es beweist andererseits nicht das Vorhandensein des Sozialismus, da Nationalisierungen und Verstaatlichungen mit der kapitalistischen Produktions- und Aneignungsform völlig vereinbar sind[3].

Der Kapitalismus wird weder von juristischen Verhältnissen noch von der physischen Anwesenheit der Kapitalisten gekennzeichnet, sondern von der Existenz der Ware, des Wertes, des Lohnes, des Geldes usw. in vorherrschendem Massstab.

Die Stellungen stehen zweitens diametral entgegen, weil die trotzkistische Kritik – um die theoretische Anomalie eines politischen und sozialen Überbaus zu erklären, welcher der als bereits »sozialistisch« bezeichneten wirtschaftlichen Grundlage widerspricht – in den ausser- und antimarxistischen Ausweg der »bürokratischen Degenerierung« dieses Überbaus flüchtete und somit letztlich den Sozialismus aufgrund einerseits juristischer, andererseits politisch ausserproletarischer Kriterien mit einer Formel kennzeichnet, die wir vereinfacht wie folgt zusammenfassen können: Sozialismus = Staatseigentum über die Produktionsmittel + »proletarische« (und sogar allgemeine) Demokratie.

Dabei wird alles verstümmelt und vernichtet: man will den »Sozialismus« erkennen, der ja die Aufhebung des Staates voraussetzt, und man klagt über dessen masslose Anschwellung. In der günstigsten Hypothese geht man von einem noch nicht abgeschlossenen »Übergang zum Sozialismus« aus, wobei man aber das erforderliche politische Instrument, die Diktatur einer einzigen Partei, der kommunistischen Partei, ausklammert. Somit fällt man in die demokratisch-rätesozialistische Auffassung der »Selbstbestimmung« und »Selbstverwaltung« der statistisch verstandenen, deklassiert im »Volk« zerstreuten Arbeiterklasse zurück und versucht mit einem literarischen Erlass die Wirklichkeit jenes letzten Klassengegensatzes aufzuheben, dessen Aufflammen Trotzki seinerseits aber, wenn auch im Rahmen einer hinkenden Theorie (die der »permanenten Revolution« in seiner besonderen Auffassung), voraussah.

Auf politischer Ebene neigen beide Ideologien – so absurd das scheinen mag – zur Konvergenz. Obwohl in verschiedener Schattierung und in verschiedenem Masse, weisen doch beide dem Proletariat einen demokratischen Weg zum Sozialismus auf, ob nun vor oder nach der Machtübernahme oder »nur« nach der Machtübernahme, ist gleich, denn in beiden Fällen tritt eine geradezu absurde Verkennung des Klassenkampfes und der notwendigen konterrevolutionären Bemühungen der Bourgeoisie und ihrer Agenten in den Reihen des Proletariats zutage. Beide Tendenzen stellen auch der internationalen Arbeiterklasse die Aufgabe der »Verteidigung der UdSSR« (und anderer »sozialistischer« oder »degenerierter Arbeiterstaaten«), und zwar im Namen eines bereits verwirklichten Sozialismus (im trotzkistischen Fall mit »degenerierten« Überbauformen). Schliesslich haben Stalinisten und Poststalinisten den Internationalismus für immer zerrissen, während Trotzkisten und dgl. ihn bewusst oder unbewusst – schon durch die Politik der Verteidigung eines kapitalistischen Staates – zerstören. Im Gegensatz zu seinen Epigonen hat Trotzki seinen ganzen Kampf gegen das seiner Meinung nach noch nicht endgültig siegreiche stalinistische Regime unter dem Banner des proletarischen Internationalismus geführt; für ihn war die Verteidigung der UdSSR untrennbar von der Möglichkeit einer Wende zum Sozialismus in Russland, sie bezog sich auf eine Verkennung der Macht der in Russland noch vorhandenen Oppositionsreste.

Es ist nicht nötig, hinzuzufügen, dass die »Theorie« des »degenerierten Arbeiterstaates« als Vorwand für unheilvolle Experimente von Einheitsfronten mit stalinistischen und sozialdemokratischen Parteien, von Wahlbündnissen, von Noyautage (Zellenbildung in anderen »Arbeiterparteien«) etc. diente, worauf sich der offizielle »Trotzkismus« spezialisiert hat.

Hätte der Lauf der Dinge in Russland anders sein können? In dem Masse, in dem man über die »wenn und aber« der Geschichte diskutieren kann, darf man es sich mit der Antwort auf diese Frage nicht leicht machen. Lenin als guter Marxist wusste als erster, dass die russische Lage 1921 kritisch und 1923 vielleicht bereits verzweifelt war. Um dies zu beweisen, würden die im letztgenannten Jahre geschriebenen Artikel und die gequälten »Briefe an den Kongress« (posthum erschienen, aber von Trotzki im Exil vorweg bekannt gegeben) ausreichen, die Lenin im Sterbebett verfasst hat. Und wir haben uns 1922–26 nicht eingebildet und bilden uns auch heute nicht ein, ein magisches Rezept zu besitzen und anzubieten, das unter allen Umständen den Sieg sicherstellen könne.

Es bleibt aber die Tatsache, dass letzten Endes die einzig mögliche Garantie für die Erhaltung und Stärkung der proletarischen Diktatur in Russland in einer starken, kampffähigen, im echtesten Sinne des Wortes bolschewistischen Internationale lag. Daher auch unser ständiger Hinweis auf die zersetzenden Auswirkungen der zunächst elastischen und dann eklektischen taktischen und organisatorischen Methoden, die die Internationale als revolutionäre Weltorganisation effektiv geschwächt haben und demzufolge den Sieg des Stalinismus sowohl in Russland als auch weltweit mindestens erleichterten[4].

Dies war um so wichtiger, als die Internationale als umgekippte, auf ihrer »russischen« Spitze stehende Pyramide entstand und handelte. Das heisst, sie stützte sich auf ihren durch die Verzögerung der Weltrevolution den Angriffen der objektiven, materiellen Kräfte widerstandsunfähigsten Punkt. Die Internationale hätte sich auf die natürliche Basis einer in ihrem Klassenkern noch gehärteteren, noch festeren internationalen kommunistischen Bewegung stützen sollen. Sie musste im Herzen des fortgeschrittenen Kapitalismus – in dem von demokratischer und parlamentarischer Tradition verpesteten Westen – mit Methoden kämpfen, die die Widerstandsfähigkeit eines Feindes erforderlich machten, der tausendfach kriegerischer als die unreife Bourgeoisie des zaristischen Russlands war. Die von uns auf allen Kongressen der Internationale geforderten Methoden der Taktik und der organisatorischen Selektion hätten uns möglicherweise keine unmittelbaren Erfolge oder kurzfristigen Siege erbracht (die entgegengesetzten Methoden des Zickzacks – Deutschland 1920/21 – und der unbestimmten Haltung gegenüber der Sozialdemokratie – Deutschland 1923 – haben sowieso nur Niederlagen herbeigeführt, ganz zu schweigen von der späteren Anlehnung an sozialdemokratische oder gar bürgerlich-liberale Kräfte). Wäre es aber möglich gewesen, dass, wenn man jene Methoden angewendet hätte, in der Wende von 1925–26 Leute wie die Ex-Chauvinisten Cachin oder Smeral, die Ex-Unabhängigen wie Thälmann oder Remmele die Ex-Ordinovisten und vorher Kriegsanhänger wie Togliatti und in Russland Ex-Menschewiki wie Martynow (Verräter der chinesischen Revolution) oder wie Wyschinski (der in den schändlichen Moskauer Prozessen gegen die Bolschewiki donnerte), wäre es möglich gewesen, dass diese Reservemannschaft zur Unterstützung des Stalinismus herbeigeeilt wäre? Wäre es möglich gewesen, dass sich die Alte Garde des Bolschewismus verzweifelt allein im Kampf mit einer Partei befunden hätte, die nicht mehr ihre Partei war, aber ausserhalb welcher es keine Alternative gab?

Nur die Rückendeckung einer ihres Namens würdigen internationalen kommunistischen Bewegung hätte die Verwirklichung der grossartigen Prognose Lenins und Trotzkis mit aller Wahrscheinlichkeit ermöglicht, der Prognose der 20 oder der 50 Jahre mutigen Beharrens der Partei in der Ausübung einer unbeugsamen Diktatur gegen die kleinbürgerliche »Hydra«, die in Stadt und Land auftauchte. Und sogar, wenn die Niederlage in Russland unumgänglich gewesen wäre, hätte sich die internationale Bewegung und mit ihr die Perspektive eines proletarischen und kommunistischen Gegenschlages gerettet.

Hat man diese echte Katastrophe vor Augen – die schrecklichste und (man vergisst das zu oft) die blutigste, die die Arbeiterbewegung je erlebte – dann hat man als Marxist, der die Lehren der Konterrevolution erneut zieht, das Recht und die Pflicht auszurufen, dass nur auf der Grundlage der Vernichtung des letzten demokratischen Ballasts, der sogar die glorreiche III. Internationale hemmte, ein dauerhafter Wiederaufstieg des revolutionären Proletariats unter der Führung seiner Partei möglich sein wird.

Die internationale revolutionäre Partei kann nur auf der Grundlage des unverfälschten Marxismus wieder erstehen, nur durch den Kampf auf Leben und Tod gegen den Opportunismus. Dieser überlässt immer mehr den »linken« Sekten die Funktion, den Arbeitermassen zu erklären, sie habe in Russland oder China etwas zu verteidigen. Früher galt es, Russland und die eigene Demokratie zu stützen. Heute sieht man sich durch das noch weitergehendere Zusammenwachsen mit dem eigenen bürgerlichen Staat gezwungen, immer mehr nur die eigene »Demokratie« zu verteidigen. Die Proletarier haben aber in Russland (oder China) oder ausserhalb Russlands nichts zu verteidigen, und von den sogenannten KPs nichts zu erhoffen: diese werden – wie die Sozialdemokratie – sich morgen noch mehr als gestern oder heute bemühen, die proletarischen Kämpfe zu verhindern oder vom Ziel abzulenken und sie mit allen Mitteln zu unterdrücken.

Eben weil die Verteidigung des Marxismus gegen jede angebliche »Neuerung« und die Beweisführung, dass die Niederlagen und Konterrevolutionen den Marxismus bestätigen, vereint mit dem Kampf gegen jeden Opportunismus, mit dem Kampf gegen das kleinbürgerliche Hirngespinst eines marktwirtschaftlichen Sozialismus, mit dem Kampf gegen die Illusion der nationalen, friedlichen und demokratischen Wege zum Sozialismus, die unerlässliche Bedingung des proletarischen Klassenkampfes für den Kommunismus ist, musste und muss erklärt werden, dass Russland nicht sozialistisch ist, und warum.

Vorwort zur zweiten deutschen Auflage, 1976

Die zweite Auflage von »Revolution und Konterrevolution in Russland«[5] erscheint zu einem Zeitpunkt, wo anlässlich des jüngsten Kongresses der KPdSU nicht nur die chronische Krise der russischen Landwirtschaft – und im allgemeinen des russischen Kapitalismus – immer klarer wird, sondern auch die ehemaligen »Schwesterparteien« des Westens sich immer mehr von der Sowjetunion als »sozialistischem Muster« abwenden. Dies tun sie aber nicht, um sich dem echten Sozialismus zuzuwenden – denn dazu wären sie als staatstragende Parteien des westlichen Kapitalismus nicht in der Lage, auch wenn sie es überhaupt wollten – sondern, um ihre kleinbürgerlichen und sogar bürgerlichen Wählermassen besser ansprechen und ihre angestrebten Wahlbündnisse leichter verwirklichen zu können. De facto bekennen diese Parteien dadurch, dass der Mythos einer besseren, einer »sozialistischen« Gesellschaft in der Sowjetunion inzwischen fast restlos passé ist: in Russland soll zwar »Sozialismus« herrschen, aber ein schlechter; anzustreben sei ein »Sozialismus« nationaler Farbe (jedes Land mit den Farben der eigenen Bourgeoisie, ohne Rücksicht auf die jeweiligen Machtinteressen der Sowjetunion), ein »Sozialismus mit menschlichem Gesicht«. Sofern überhaupt eine Erklärung dafür gesucht und gegeben wird, warum der »Sozialismus« in Russland »schlecht« sei oder »nicht funktioniere«, wird die alte Litanei wieder aufgegriffen: mangelnde Demokratie, mangelnde Privatinitiative usw.

Im Gegensatz zu der bürgerlichen und liberalen Methode, die alles mit den Erscheinungen des politischen Überbaus zu erklären versucht und in Wirklichkeit nichts erklärt, sondern nur ein bürgerliches Manifest für »Demokratie«, »Privatinitiative«, »Bürgerrechte« usw. herunterleiert, untersucht diese Broschüre die Frage, welche Produktionsweise in Russland herrscht und welche historische Entwicklung zur Festigung dieser Produktionsweise – des Kapitalismus – und ihres entsprechenden Überbaus in Russland führte. Sie erklärt, wie es möglich gewesen ist, dass der kommunistische Sieg vom Oktober 1917 nicht zum Sozialismus führte, sondern zu einer kapitalistischen Grossmacht. Sie weist somit auf die Ursachen der »Entspannung«, der landwirtschaftlichen Krise, der zunehmenden Integration in den Weltmarkt hin. Als Produkt einer revolutionären marxistischen Organisation geht diese Schrift davon aus, dass die Geschichte die Geschichte von Klassenkämpfen ist und sie erklärt daher die Konterrevolution, die unter dem geläufigen Namen »Stalinismus« die proletarische Macht in Russland zerstörte und die bolschewistische Partei vernichtete, auf der Grundlage der Klassenkräfte und der Produktionsweise, die sie repräsentierte.

Diese zweite Auflage entspricht im grossen und ganzen der ersten. Für den zweiten Text, »Der Marxismus und Russland«, wurde eine neue Einleitung verfasst[6]. Formulierungs-, aber vor allem Übersetzungsmängel, die zu Missverständnissen führen könnten, wurden berichtigt; die »Einleitung zur ersten Auflage« wird etwas gekürzt in Form eines Nachwortes wiedergegeben, da die weitergehendere Wiederherstellung anderer Aspekte der marxistischen Theorie, mit der sich die Einleitung befasste, inzwischen in anderen Broschüren unserer Partei auch in deutsch – und in einem breiteren Rahmen – vorliegt. Diesbezüglich verweisen wir den Leser vor allem auf »Der Kampf gegen den alten und den heutigen Revisionismus« und »Was heisst es, den Marxismus zu verteidigen?«.

IKP – April 1976 –

Notes:
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  1. Die Analyse dieses Problems ist sowohl in den erwähnten Artikeln von »Il Programma Comunista« enthalten, als auch in »Bilanz einer Revolution«. Im Text »Zwiesprache mit Stalin« (»Dialogato con Stalin«) geht man vom Bestreben des »Vaters der Völker« aus, das Fortbestehen des Wertgesetzes, des Marktes, der Ware, des Lohnes in seinem vermeintlichen Sozialismus theoretisch zu rechtfertigen, um daraus die Bestätigung zu ziehen, dass dort eben Kapitalismus mit dem ganzen Gefolge seiner Kategorien vorhanden ist, die als »sozialistische« Kategorien verewigt werden. Man konfrontiert die Gedanken des »jüngsten Erneuerers« des Marxismus mit dem unbezwingbaren Determinismus der auf dem Binnen- und Weltmarkt herrschenden Kräfte – ein Markt, der von Stalin als geteilt in zwei mehr oder weniger koexistierende Hälften theoretisiert wird – und diagnostiziert für Russland den Absturz in das gemeinsame Los aller Kapitalismen, in den Krieg unter Staaten. Dass die Epoche, die unsinnigerweise nach Stalins Namen genannt wird, revolutionär gewesen ist, leugneten und leugnen wir nicht: die Schande besteht darin, was bürgerlich-revolutionär ist, für »revolutionär und kommunistisch« auszugeben. Im Text »Zwiesprache mit den Toten« (»Dialogato coi morti«) wurde dann der angebliche Antistalinismus der »Thronfolger« entblösst, die einerseits heuchelten, zu »Marx und Engels« zurückkehren zu wollen und dabei die demokratisch-pazifistisch-koexistenzlerische Litanei herunterleierten und andererseits die Prahlerei eines bereits vorhandenen, wenn nicht sogar im Übergangsstadium zum vollständigen Kommunismus sich befindlichen ökonomischen Sozialismus nicht nur nicht verleugneten, sondern sogar, von objektiven Ereignissen bedingt, diese Prahlerei zu ihrer äussersten Konsequenz führten. [⤒]

  2. Die Kritik dieser »falschen Lehren« der Konterrevolution in Russland (einschliesslich der trotzkistischen »Lehre«) wird eingehend in »Bilan d’une révolution« (»Bilanz einer Revolution«), Kapitel II, durchgeführt, wobei im Kapitel III der wahre Sinn der Polemik zwischen der bolschewistischen »Rechten« und »Linken« über die 1926/29 zu treffenden wirtschaftlichen Massnahmen erläutert wird. Damit wird klargestellt, dass die zwei auf politischer Ebene getrennten »Flügel« in Wirklichkeit beide auf einer einzigen Front einem dem Marxismus auch »wirtschaftspolitisch« fremden und antithetischen stalinistischen Zentrum gegenüberstanden.[⤒]

  3. Hier muss man den kristallklaren Engels zitieren:
    »Aber weder die Verwandlung in Aktiengesellschaften (und Truste), noch die in Staatseigentum, hebt die Kapitaleigenschaft der Produktivkräfte auf. Bei den Aktiengesellschaften (und Trusten) liegt dies auf der Hand. Und der moderne Staat ist wieder nur die Organisation, welche sich die bürgerliche Gesellschaft gibt, um die allgemeinen äusseren Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise aufrechtzuerhalten gegen die Übergriffe sowohl der Arbeiter wie der einzelnen Kapitalisten. Der moderne Staat, was auch seine Form, ist eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist. Je mehr Produktivkräfte er in sein Eigentum übernimmt, desto mehr Staatsbürger beutet er aus. Die Arbeiter bleiben Lohnarbeiter, Proletarier. Das Kapitalverhältnis wird nicht aufgehoben, es wird vielmehr auf die Spitze getrieben.« (»Antidühring«). [MEW, Bd. 20, S. 260][⤒]

  4. Eine eingehende Untersuchung dieser Fragen, sowie eine Bilanz der Kampfjahre der Internationale und des Kampfes der italienischen Linken innerhalb der Internationale findet der Leser inzwischen auch in deutscher Sprache in unserer Broschüre »Was heisst es, den Marxismus zu verteidigen?«, Mailand 1975. Für eine weitergehende Untersuchung der einzelnen Fragen verweisen wir den Leser auf verschiedene Beiträge im viertel- jährlich in deutsch erscheinenden »Bulletin« (das spätere Organ »Kommunistisches Programm«). [⤒]

  5. Die Broschüre enthält die Texte »Warum Russland nicht sozialistisch ist« und »Der Marxismus und Russland« (letzterer Text wurde bereits vom Organ unserer Partei »Internationale Revolution« in anderer Übersetzung unter dem Titel »40 Jahre russische Ereignisse in der organischen Bewertung des revolutionären Marxismus« 1969 veröffentlicht).[⤒]

  6. Die »Einleitung« zu »Der Marxismus und Russland« findet sich in der Fussnote 1 beim entsprechenden Artikel. [⤒]


Source: »Kommunistisches Programm«, Broschüre »Revolution und Konterrevolution in Russland«, 2. Auflage 1976

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